Interview mit Jürgen Draht (57), Notfallseelsorger

Was machen Sie als erstes, wenn Sie als Notfallseelsorger am Ort des Geschehens eintreffen?

Jürgen Draht: Ich stelle mich vor und sage, dass ich zur Verfügung stehe. Der entscheidende Punkt ist, dass ein vertrauensvoller Kontakt entsteht. Was dann in dem „da sein“ passiert, ist im Einzelfall unterschiedlich.

Was ist in dieser akuten Situation wichtig?

Draht: Zunächst einmal ist das eine Schocksituation. In dem Moment ist es wichtig, den Blick darauf zu lenken, dass es vorbei ist, und dass es einem gut geht — nicht auf das ’Was wäre wenn . . .“.

Wie gehen Sie mit diesen Situationen um?

Draht: Jeder Mensch ist traumatisierbar. Die Frage ist immer, wie man solche Erlebnisse in die eigene Biografie integriert. Meine seelsorgerische Arbeit und die Erlebnisse gehören zu mir und machen einen Teil meines Wesens aus.