Jobchancen auch für Flüchtlinge

Beim elften Berufsparcours im Haaner Schulzentrum konnten sich erstmals auch Asylbewerber informieren.

Foto: Olaf Staschik

Haan. Hochkonzentriert versucht Latif auf einem Patchfeld eine Datenleitung anzubringen. Ihm gegenüber sitzt Luis Pottmann von der Firma U.P. Elektro- und Datentechnik und beobachtet den 24-jährigen Ghanaer bei der filigranen Tätigkeit. „Sie haben das wirklich geschickt und gut gemacht“, lobt Pottmann anschließend und notiert sich die Kontaktdaten von Latif. „Unser Chef wird sich bei Ihnen melden“, sagt er. „Sie haben gute Chancen auf Arbeit in unserem Unternehmen.“

Elf Monate ist Latif nun in Deutschland, die Aussicht auf einen Job lässt den gelernten Elektriker strahlen. Zwar ist sein Deutsch noch stark verbesserungswürdig, aber Luis Pottmann sieht darin kein wirkliches Problem. „Er hat vor allem handwerkliches Geschick. Das ist das Wichtigste, alles andere wird er lernen, auch unsere Sprache“. Auch Omar aus Ägypten ist einer von rund 20 Flüchtlingen, die mit großer Erwartungshaltung zum Berufsparcours in das Schulzentrum Walder Straße kommen.

Der 31-Jährige lebt seit sieben Monaten in Deutschland, die kostenfreien Deutschkurse von der Caritas hat er intensiv genutzt, seine Sprachkenntnisse sind bereits erstaunlich gut. „Ich bin gelernter Maler und ich möchte unbedingt Arbeit haben“, sagt er und schaut sich direkt nach entsprechenden Berufsanbietern in der Schulaula um. Er entdeckt einen Stand, an dem die junge Malerauszubildende Julia Eisenbach sitzt, um über das Handwerk zu informieren. Mittlerweile sitzen mit Omar drei Flüchtlinge vor ihr und hoffen auf Stellenangebote.

Die junge Frau wirkt etwas überfordert. „Ich glaube hier liegt ein Missverständnis vor. Wir wollen hier über Berufe informieren, aber wir bieten keine freien Stellen an.“ Denn tatsächlich richtet sich der Berufsparcours eigentlich an die Neuntklässler der Haupt-, Real- und Walddorfschule mit dem Ziel, die Schüler über verschiedene Berufsbilder aufzuklären. Der Handelshof stellt beispielsweise verschiedene Lehrberufe wie Einzelhändler oder Fleischer vor. „Wir haben hier heute Morgen einige Interessenten gehabt, die Topfragen sind immer die nach den Arbeitszeiten, der Vergütung oder Übernahmechancen“, erklärt Ausbildungsleiterin Simone Becker. „Viele Schüler knüpfen auch erste Kontakte in Richtung Praktikum, um zu sehen, ob ihnen ein Beruf liegt oder nicht.“ Die Flüchtlinge aber haben ein anderes Ziel. Meistens sind sie bereits gelernte Kräfte, Krankenschwester, Journalistin oder wie Omar Maler. Der junge Ägypter ist enttäuscht. „Ich will endlich Arbeit. Wir brauchen Arbeit für Essen und Kleidung und vor allem, damit wir endlich etwas zu tun haben. Sieben Monate lebe ich hier und es geht nicht voran.“

Nino Gelashuili kommt aus Georgien. Sie ist 36, Fernsehjournalistin, hat eine fünfjährige Tochter. Etwas in der Pflege möchte sie machen. Barbara Holleitner vom Seniorenheim Stella Vitalis macht ihr Mut. „Ihr Deutsch ist schon mal gut, das ist wichtig, damit die alten Menschen Sie verstehen. Wir werden in einem Praktikum schauen, ob Ihnen die Arbeit bei uns Freude macht und Sie sich dafür eignen.“