Hilden „Passagen“ zeigen neue Perspektiven
Hilden · Die Kölner Künstlerin legt den Fokus nicht nur auf die Form, sondern auch auf die bemerkenswerten Beleuchtungs- und Lichtsituationen. So entstanden atmosphärisch dichte und komplexe Bilder in technisch superber Qualität
(sb-) „Passagen“ ist die erste Ausstelllung im neuen Jahr, die das Kulturamt in der städtischen Galerie im Bürgerhaus Mittelstraße 40 mit Arbeiten der Kölner Künstlerin Juliane Rückriem präsentiert. Das betrachtende Publikum ist jedoch gut beraten, eben nicht zu passieren, sondern vielmehr zu verweilen, um den Zauber von Geometrie, Licht und einem Hauch Nostalgie der Passagen in Ruhe wirken zu lassen. 2007 faszinierten Juliane Rückriem noch „Unorte“ wie Parkhäuser, deren architektonische Wesenhaftigkeit sie in der Leere außerhalb der Öffnungszeiten bildnerisch zu erkunden versuchte und in der Serie „Entschleunigte Orte“ dokumentierte.
Dem konzeptionellen Ansatz von „Entschleunigten Orten“ ist sie auch bei der 2012 begonnenen Serie „Passagen“ treu geblieben, die ebenfalls entschleunigt, also ohne das für sie typische Menschengewimmel aufgenommen wurden. Das Konzept von mehreren Läden unter einem Dach nach Vorbild des Bazars wurde erstmals in Europa in der Mitte des 18. Jahrhunderts realisiert. Erste Ladenpassagen entstanden in Paris und Bukarest. Der Siegeszug setzte sich dann über London, Mailand, Bordeaux, Cardiff bis hin nach Melbourne fort. Auch Hilden verfügt mit der Bismarck-Passage über eine Ladenpassage, die Juliane Rückriem exklusiv für die Ausstellung aufgenommen hat. Ohne Menschen besticht das Bild mit einer Ästhetik, bei der die kaleidoskopisch anmutende Dachkonstruktion mit der gerundeten Formen des Fußbodens eine organische Verbindung eingeht. Rückriem, deren Vater, der renommierte Bildhauer Ulrich Rückriem, Fotografie nicht als Kunst klassifiziert, geht bei der Entwicklung ihrer künstlerischen Idee einen sehr komplexen Weg. „Ich lasse zunächst den Raum auf mich wirken, und erst wenn ich mir sicher bin, das Gefühl, das ich beim Betrachten hatte, auch auf`s Bild bringen zu können, beginne ich mit der technischen Umsetzung, wobei die komplexe Technik nicht das Ideenkonstrukt dominieren darf.“ Rückriem erwähnt dabei aber auch den bisweilen enervierend langen Genehmigungsprozess mit Eigentümern, Verwaltungsgesellschaften und Ladenbesitzern, bis es überhaupt zu einer Aufnahme kommt.
Um die Passagen mit ihren diffizilen Lichtverhältnissen im quadratischen Format optimal abzulichten zu können, nutzt sie eine Arca Swiss Mittelformat-Kamera. Rückriem legt den Fokus nicht nur auf die Form, sondern auch auf die bemerkenswerten Lichtsituationen. So entstanden atmosphärisch dichte, komplexe Bilder. 33 Arbeiten werden gezeigt.