Was macht eigentlich ...? Seine Leidenschaft sind die musischen Künste
HILDEN · Der ehemalige Leiter der Hildener Musikschule unterrichtet an der Elbsee-Grundschule und stellt eigenhändig individuelle Mundstücke für Oboen her.
Musik und Schule, das sind auch heute noch die Leidenschaften des ehemaligen Leiters des Hildener Musikschule. Seit 2014 ist Karl Hentschel im offiziellen Ruhestand, aber alles andere als untätig. „Anfangs hatte ich in der MSH viele Möglichkeiten zu unterrichten, hatte mit Menschen in der Praxis zu tun. Und die Verwaltungsarbeit rangierte dahinter.“ Als sich das über die Jahre änderte und immer mehr wurde, entschied sich Hentschel für den vorgezogenen Ruhestand, um wenig später stundenweise als Lehrer an der Elbsee-Grundschule anzufangen: „Ich wollte sozusagen noch mal wissen, wie es sich an der Basis anfühlt“, schmunzelt der Unterstützer des Programms „Jedem Kind ein Instrument“ (Jeki), das heute in „Jekids“ eine Fortsetzung gefunden hat.
Hentschel unterrichtete nicht nur im Hildener Norden sondern auch kurzzeitig wöchentlich in nicht so angesagten Problem-Vierteln der Stadt Essen. „Dort sind in der Grundschule über 70 Prozent der Schüler nicht deutschsprachig.“ Alle Lerninhalte, auch Musik, seien nicht leicht zu vermitteln.
Wenn der Mann dann aber über seinen hiesigen Unterricht berichtet, blitzen die braunen Augen: „Ich frage dann schon mal nach Straßennamen im Hildener Norden. Bei Bach kommen wir auf die Musik und ich spiele die Toccata & Fuge d-Moll vor. Viele Schüler empfinden sie stellenweise als gruselig oder gespenstisch. Und schon sind wir im Gespräch darüber, wer der Komponist war, wie er lebte, wie er die Musikgeschichte beeinflusste.“
Einmal wöchentlich unterrichtet Hentschel an der Elbseeschule, auf die schon seine zwei heute erwachsenen Töchter gingen. Zu Besichtigungen wie etwa der Orgel in der hiesigen Reformationskirche oder Ausflüge zum WDR begleitet der engagierte Freizeit-Lehrer seine Kids aus dem dritten und vierten Schuljahr natürlich auch. „Bei den Orchester-Proben in der Tonhalle bekommen auch die größten Rabauken Gänsehaut.“ Für das Schulorchester fühlt sich Hentschel auch nach seinem Abschied von der Musikschule Hilden verantwortlich. Gefragt nach seinem persönlichen Musik-Geschmack kommen von dem 67-Jährigen ganz erstaunliche, weil über viele Stilrichtungen verteilte Antworten: Der Song „Africano“ des Gitarristen Al Mckay (zusammen mit Earth, Wind und & Fire -Experience) gehört neben Interpreten wie Simon and Garfunkel und Queen ebenso dazu wie Beethovens 7. Symphonie oder Musik von Mendelssohn-Bartholdi.
Er war schon früh
ein Musikliebhaber
Karl Hentschel, 1954 in Richrath geboren, hat überhaupt schon früh Musik geliebt. Mit 15 Jahren leitete er einen Jugendchor und lernte bei der Gelegenheit seine Brunhilde kennen. Mit Anfang 21 haben die zwei geheiratet und sind bis heute ein Paar. „Mein Mann hat viele Talente“, erzählt die Ehefrau. Und wer sich in dem geschmackvoll eingerichteten Heim der Hentschels umschaut, erfährt auch, dass der Hausherr nicht nur musisch, sondern auch handwerklich sehr begabt ist. Mauern und Fliesen kann er ebenso wie Brotbacken, Kochen und Nähen.
Da ist es fast kein Wunder, dass er auch den diffizilen Bau von Mundstücken für Oboen beherrscht. „Darüber habe ich damals im Studium meine Examensarbeit geschrieben“, erwähnt er wie nebenbei und kann zwei kleine Paletten von sogenannten „Rohren“ präsentieren, die er in Feinarbeit aus speziellem „Riesengras“ (eine Bambusart) gefertigt hat.
Sein Lieblingsinstrument, die Oboe, ist nämlich ein sogenanntes „Doppel-Rohr-Blatt-Instrument“ und braucht diese individuellen Mundstücke. Das Ehepaar Hentschel ist auch sehr für ältere Angehörige im Einsatz. Besonders Brunhilde kümmert sich um vier nahe Verwandte, die nicht nur in Corona-Zeiten versorgt werden müssen. In der Freizeit fährt das Ehepaar gerne mit dem Wohnwagen in europäische Nachbarländer. „Zuletzt haben wir zwei große Reisen durch Schweden gemacht.“ Am liebsten haben die beiden aber Italien. Und ihr Sehnsuchtsort bleibt auch nach vielen Besuchen immer wieder Venedig. Wenn sie nicht gerade den kleinen Enkel in Niedersachsen besuchen.