Kein Geld für den Umbau der Bahnhofsteige

Für den Umbau der Bahnsteige fehlt der Stadt der nötige Eigenanteil. Das Projekt kann daher vorerst nicht realisiert werden.

Haan. Schmuck ist anders. Wer von der Fußgängerbrücke des Haaner Bahnhofs einen Blick auf die Bahnsteige wirft, darf enttäuscht sein. Ein modernes Tor zur Welt sieht anders aus. Vor allem im Gegensatz zu dem vor vier Jahren umgestalteten Bahnhofsumfeld mit dem halbrunden Vorplatz, den neuen Parkplätzen und Fahrradständern.

Dabei sollten auch die Bahnsteige eine Aufwertung erfahren und den Fahrgästen beim Erreichen und Verlassen der Züge ein gewisses Maß an Komfort bieten. Am 30. März 2009 hat die Stadt einen Förderantrag an den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) abgeschickt, um den Haaner Bahnhof umgestalten zu können.

Diese sogenannte Infrastrukturmaßnahme umfasst gleich mehrere Maßnahmen. So sollten die Bahnsteige auf 200 Meter verlängert und vor allem um 76 Zentimeter angehoben werden. Das hätte es möglich gemacht, eine Treppenanlage zu errichten, die die Bahnsteige direkt mit der B 228 verbunden hätte. „So könnten sich Bahnreisende den Umweg über die Eisenbahnstraße sparen und hätten einen direkten Zugang zu den Bahnsteigen“, erläutert Silke Böhm vom Planungsamt der Stadt Haan.

Im Zuge der Umgestaltung war ebenfalls geplant, die nördlichen Bushaltestellen an der B 228 zum Bahnhofsbereich zu verlagern und die Bahnhofsausstattung zu modernisieren. Das hätte auch die Installation eines sogenannten Fahrgastinformationssystems bedeutet.

Sinnvolle Pläne, die auf absehbare Zeit aber nicht realisiert werden können. Der Stadt fehlt — wie auch für den behindertengerechten Ausbau des Gruitener Bahnhofs — das Geld. Besser gesagt: der benötigte Eigenanteil. Der VRR würde die Umgestaltung mit 85 Prozent fördern. Bei der Antragstellung hatte die Stadt die notwendigen Ausgaben auf etwa 2,63 Millionen Euro geschätzt. Was die Kosten jetzt in die Höhe treibt, ist die Mitteilung des VRR, dass er in diesem konkreten Fall die Mehrwertsteuer „nicht zu den zuwendungsfähigen Ausgaben“ zählt. „Unter diesen Rahmenbedingungen müsste die Stadt Haan — abweichend zur bisherigen Annahme — einen Eigenanteil von rund einer Million Euro (davon rund eine halbe Million Euro Mehrwertsteuer) aufbringen“, heißt es aus dem Planungsamt. Der VRR habe das Vorhaben bis zum 30. September 2014 eingeplant.

Hätte die Stadt die Millionen Euro — das Unternehmen DB Station & Service geht laut Stadt inzwischen sogar von noch höheren Gesamtausgaben für die Maßnahme aus, was zu einem noch höheren Eigenanteil der Stadt führen würde — müsste sie jetzt einen entsprechenden Förderantrag stellen. Der müsste auch einen Bauentwurf und eine Kostenberechnung beinhalten, beides müsste noch erarbeitet werden und bis zum 31. Dezember 2012, spätestens aber zum 31. Dezember 2013 abgegeben werden.

Aus Sicht des Planungsamts sind diese Fristen nicht einzuhalten. Hinzu komme, dass der von der Stadt Haan aufzubringende Eigenanteil weder derzeit noch auf absehbare Zeit gesichert ist. „Sobald abzusehen ist, dass sich die Haushaltssituation ändern wird, kann das Projekt neu angemeldet werden“, heißt es aus dem Planungsamt.