Kinder schnappen sich Temposünder

Zusammen mit der Polizei haben Mitglieder des Kinderparlaments Autofahrer kontrolliert.

Foto: Olaf Staschik

Hilden. Polizistin Birgit Nöcker winkt mit ihrer roten Kelle den Fahrer des dunklen BMW aus dem Verkehr. Der schaut reichlich irritiert, die Situation ist aber auch ungewöhnlich: neben den drei anwesenden Polizisten drängeln sich unzählige Kinder in Warnwesten. Eins davon, Anna, neun Jahre, tritt neben der Polizistin an das heruntergekurbelte Fahrerfenster.

„Wir sind hier vom Kinderparlament“, beginnt Anna und schaut dem Fahrer feste in die Augen, „und wir finden es gar nicht gut, dass Sie hier die Geschwindigkeit überschritten haben. Sie sind 41 Stundenkilometer in einer Tempo 30 Zone gefahren, das ist vor allem für uns Kinder eine Gefahr. Daher bekommen Sie jetzt, als Erinnerung an diese Situation, hier von mir etwas geschenkt.“ Anna öffnet ihre Hand. „Hier bitte, eine Zitrone mit einem extra bösen Gesicht aufgemalt.“ Der Fahrer lächelt schuldbewusst und verspricht. „Ich werde in Zukunft vorsichtiger fahren, ich habe verstanden, was du mir sage willst.“

Die Aktion des Kindeparlamentes soll Verkehrsteilnehmern einmal mehr die Augen öffnen. „Gerade in der dunklen Jahreszeit werden Kinder schnell übersehen. Deshalb ist es wichtig, dass vorschriftmäßig gefahren , etwa wie hier in der Niedenstraße, in der gerade zum Berufsverkehr viele Autos fahren und, bedingt durch die Industriegebiete, auch viele LKW“, erklärt Susanne Hentschel, die betreuende Sozialpädagogin. „Sichtbar sein! Sicher sein!“ steht in großen Leuchtbuchstaben auf einem Plakat, dass die Kinder Richtung Fahrbahn platziert haben. Die Großmutter eins Kindes beobachtet die Situation. „Ich denke mal, gerade dass die Kinder die Fahrer ansprechen, könnte etwas bewirken, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es langfristig Erfolg hat. Die Leute sind im Stress, die Straße verläuft hier sehr gerade, das verführt natürlich auch zum schneller fahren.“

Polizist Holger Schmidt erklärt Sana und Saskia das Messgerät. „Hier schaut mal durch“, ermuntert er die beiden Mädchen, „der rote Punkt, das ist ein Laser, damit können wir ein Fahrzeug anvisieren.“ Da Gerät klackt einige Male, dann steht die Messung für das nächste kommende Fahrzeug fest. „27 km/h“ sagt Schmidt zufrieden, „den winken wir jetzt auch mal raus“.

Denn nicht nur die Verkehrssünder sollen auf ihr Fehverhalten aufmerksam gemacht werden. Auch die, die sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, sollen einige Worte aus Kindermund zu hören bekommen. Die Fahrerin ist überrascht, als sie ihr Fenster herunterkurbelt. „Sie sind ganz toll gefahren“, lobt der Neunjährige Ben, „und deshalb bekommen Sie von uns eine Geschenk“- er öffnet seine Hand, „eine lachende Orange“.

Am Ende sind alle Zitrusfrüchte verteilt, die Kinder geben der Polizei die geliehenen Warnwesten zurück. Eine tolle Aktion, die viel Spaß gemacht hat, finden alle Beteiligten und freuen sich vor allem über die vielen freundlichen und einsichtigen Autofahrer. „Bis auf einer waren alle nett“, resümiert Ben. Und das manchmal auch jemand zu schnell fährt, das kann verschiedene Gründe haben. Ein kleiner Junge zeigt dafür sogar Verständnis. „Vielleicht hat einer seinen Fuß im Gaspedal verheddert, dann kann der ja gar nicht dafür.“