Krimis schmackhaft serviert
Das Ensemble Mord-à-Teller liefert spannende Unterhaltung, während die Gäste speisen.
Haan. Die Shakin’ Shakespeares fechten, da geschieht etwas Unfassbares: „Der Rest ist Schweigen“, stöhnt Hamlet (Andreas Schnell) bei der 113 Aufführung noch, geht zu Boden und steht nie wieder auf. War es ein Unfall? Oder doch Mord? Nicht Tratschke fragt, wer war’s, sondern die Theaterformation Mord-à-Teller. Und die Krimi-Dinner-Gäste dürfen mitraten.
2010 aus der Taufe gehoben, spielen Gründungsmitglied Peter Schniewind und seine Mitstreiter mit „Der Rest ist Schweigen“ bereits das zweite, von Sabine Kelm selbst verfasste Stück. „Krimi-Dinner ist ein Genre, das gut funktioniert“, sagt der 60-jährige Haaner. Wenn Paare sonst zum mehrgängigen Menü ausgehen, müssen sie sich zwischen den Gängen irgendwie miteinander beschäftigen, sagt er lachend. „Bei uns werden sie spannend unterhalten.“
Durch die unmittelbare Nähe — das Ensemble spielt nicht auf einer Bühne, sondern zwischen den Tischen und dort, wo Platz ist — gewähren sie auch ungewohnte Einblicke und machen Theater transparenter. Nicht zuletzt werden manche Leute unmittelbar einbezogen. Bei „Der Rest ist Schweigen“ beispielsweise durch die Befragung des Kommissars Inspector Bee Nosey (Patrick Strohm).
Im zarten Alter von 50 Jahren traute sich der gelernte Software-Entwickler Peter Schniewind „endlich, früher war ich ja immer viel zu schüchtern“ auf eine Laien-Bühne. „Der Hexer“, „Love Jogging“ und „Der Hund von Baskervilles“ hießen die Produktionen, an denen er im Theater in Cronenberg (Wuppertal) beteiligt war. In der Solinger Formation „Rampenlicht“ lernte er dann Sabine Kelm, Cornelia Müller, Christina Broksch, Annika Sturm und Anke Dahlhoff kennen. „Ich war der Hahn im Korb, Anke Dahlhoff erfand den Namen ,Mord-à-Teller’, der Verein wurde gegründet und los ging es.“
Schon das erste Stück war ein klassischer Kriminalfall mit überraschender Wendung. „Beim Klassentreffen liegt plötzlich einer tot in der Wanne.“ Damit tingelte die Formation erfolgreich durch die Lande. Eine Spezialität der Mord-à-Tellers ist nämlich, dass die Theatergruppe sich und ihr Repertoire hiesigen Gastronomen anbietet. „Werden nach der Vorankündigung mehr als 30 Tickets verkauft, geht die Vorstellung über die Bühne“, sagt Peter Schniewind. So, erklärt der Theatermann, ist die Kombination aus Theaterspaß und Gaumenfreude „gut kalkulierbar und keiner geht ein Risiko ein“.
Vor allem im Herbst und Winter sei die Nachfrage riesig. Was es an kulinarischen Köstlichkeiten gibt, bestimmt der jeweilige Restaurantbesitzer. Ebenso wie den Preis der Theater-Dinner-Karte. Beim Gastspiel in der Solinger Kartoffelkiste am 10. Juni liegen die Kosten für das Viergang-Menü bei 59 Euro.
Und während jetzt noch eifrig beim „Schweigen“ gerätselt wird, verfasst Sabine Kelm gerade das nächste Stück. Ende Oktober soll voraussichtlich die Premiere einer tödlichen Kreuzfahrt mit dem Titel „Die Queen war sein Schicksal“ sein (siehe Kasten). Peter Schniewind übrigens spielt den Kapitän. „Dabei habe ich ziemliche Angst vor Wasser. Ich kann zwar schwimmen. Aber ich tue es nicht gerne.“