Forschungen in der Antarktis
Der Wissenschaftler Benjamin Semburg berichtete Schülern von seiner Reise zum Südpool.
Haan. Mehrere Lagen Mützen und Handschuhe, ein dicker Polarparka — für den Physiker Benjamin Semburg gehört so eine Ausstattung zur Arbeitskleidung. Immerhin hatte er den Kälteschutz für seinen Vortrag am Mittwoch in der Aula des Schulzentrums Walder Straße zu Hause gelassen. Mitgebracht hatte er Fotos und Videos von seiner Reise zur internationalen Forschungsstation am Südpol. Der promovierte Wissenschaftler hat 1988 seinen Realschulabschluss an der Emil-Barth-Realschule gemacht.
Der 30-jährige Semburg hat die Hütte gesehen, die Robert F. Scott vor 100 Jahren am Rand der Antarktis gebaut hat: „Da hängen noch die halben Seehunde drin. Die Luft ist so trocken, dass nichts verdirbt“, erzählte Semburg. 60 Schüler der Technik-, Chemie- und Physikkurse ab Klasse acht hörten erstaunt zu.
„70 Prozent unserer Schüler machen Abitur“, sagte derweil Konrektor Heinz Wemmer. Nur sei dafür ein Schulwechsel nötig, anders als am Gymnasium: „Viele gehen nach dem Abschluss bei uns ans Lore-Lorenz-Berufskolleg nach Düsseldorf.“
Von Semburg wollten die künftigen Abiturienten wissen, womit man am Südpol zahlt (amerikanische Dollar), und warum es im Juni kälter ist als im Januar (die Jahreszeiten sind anders). „Werden Überstunden in der Forschungsstation bezahlt?“ „Nein“, sagte Semburg, „Aber wer fertig ist mit der Arbeit kann Pause machen.“ „Ich bin erstaunt, dass die wirklich 150 Leute suchen, die da bei minus 80 Grad überwintern“, sagte Florian (Klasse 8a). „Ich hätte gern mehr über Physik gehört“, fügte Klassenkamerad Julian hinzu.
Semburg stellte zudem „Cern“ vor, den riesigen Teilchenbeschleuniger in der Schweiz, 100 Meter unter der Erdoberfläche. In der Antarktis dient ein Eiswürfel von einem Kilometer Kantenlänge als Versuchsaufbau. Semburg erklärte, dass es einen sogenannten zeremoniellen Südpol gibt: eine Metallkugel auf einem Pfahl, umgeben von Flaggen: „Die Stelle kann man von der Cafeteria der Amundsen-Scott-Südpolstation sehen. Der tatsächliche geographische Südpol wird immer wieder neu markiert, weil das Eis sich langsam bewegt“, sagte Semburg.
Die Ausführungen zu Photozellen im ewigen Eis und der kosmischen Strahlung seien für viele Schüler sicher zu schwer gewesen, sagte Technik- und Physiklehrer Mathias Wunderlich: „Aber es gibt ein Gefühl hier: Wir sind die, die sich für Technik interessieren. Es kommt gut an, dass ein Wissenschaftler uns besucht, der früher hier auf der Schule war.“
Semburg arbeitet inzwischen in der Automobilindustrie, seine Reise zum Südpol war vor fünf Jahren. Der Schritt weg von der Uni sei für das Einkommen wichtig gewesen, sagte der Vater zweier Kinder. Neben der Arbeit hält er sich auf dem neuesten Stand: Im Vortrag präsentiert er Forschungsergebnisse vom April: „Es ist ein Hobby von mir, Naturwissenschaften anschaulich zu erklären. Mich reizt die Frage: Wo kommt alles her?“, sagte Semburg.