Langer Weg zu den Fördergeldern
Zweite Innenstadtkonferenz: Stadtplaner fassen zusammen, wie sich Haaner Bürger ihr Zentrum wünschen.
Noch trägt kein Wunsch ein Preisschild. Oder einen grünen Punkt für Machbarkeit, einen roten für pure Utopie. So hätten es die 80 Teilnehmer der zweiten Innenstadtkonferenz an diesem Donnerstagabend im Haaner Gymnasium eigentlich leicht, ein gemeinsames Idealbild von Haan zu formulieren. Doch bereits unter den Vorzeichen größtmöglicher Freiheit ist es schwer, sich auf Details für ein Innenstadt-Konzept zu einigen. Stattdessen formuliert jeder seine persönlichen Wünsche, schreibt sie auf gelbe und grüne Karten und hängt sie nebeneinander.
Die einen wollen vor allem eins: Ruhe. Die anderen möchten ein lebendiges Zentrum. Viele wollen die Kaiserstraße verkehrsberuhigen, für mehr und bessere Übergänge sorgen, aber die Kunden sollen sie natürlich dennoch als Zufahrt nutzen können. Der Status als Bundesstraße, über die natürlich auch schwere Laster rollen, wird dabei komplett ignoriert.
Manche mögen Kopfsteinpflaster und bergische Fachwerkfassaden als typische Merkmale für ein ländlich orientiertes Haan. Mehr davon! Die anderen malen flugs ein modernes Ladenzentrum auf den Neuen Markt — als Bestandteil eines Einkäuferkreisels mit der Strauß-Filiale als Epizentrum. Und wünschen sich endlich eine glatte Oberfläche der Gehwege, ohne Stolperstellen. Es ist noch mal ein Sturm der Ideen, ein „Brainstorming“, der auf die Planer des Kölner Büros Dr. Janssen GmbH niederprasselt und sie, wie Mitarbeiterin Ursula Mölders es formuliert, „auch ein wenig verunsichert“.
Das Ziel des Abends ist die „Herleitung von Handlungsfeldern und Maßnahmen“. Daraus wird ein vielstimmiger Chor an Vorschlägen und Meinungen. Teilweise gibt es sogar Angriffe auf das Kölner Planungsbüro. Man habe Bürgerstimmen aus der ersten Sitzung und den Workshops ignoriert oder falsch interpretiert. Sprecherin Ursula Mölders versucht das damit zu erklären, dass die Vorarbeit aus einer großen Sitzung und mehreren Workshops zu einem „machbaren Konzept“ zusammengefasst werden musste.
Ein großer Teil der Anwesenden ist kommunalpolitisch aktiv. Es wäre schlimm, wenn sie beim Thema „Innenstadtgestaltung“ zu Hause geblieben wären. Aber der einfache, an Haan interessierte Bürger ist an diesem Abend rar. Und auch die Immobilienbesitzer, die Hauseigentümer — sie sind fern geblieben, wären aber durch eine Reihe von Vorschlägen massiv eingeschränkt. Eine Gestaltungsfibel als Vorgabe für Gebäudefassaden und Freiflächen? Eine Erhaltungssatzung für schützenswerte Gebäude? Eine Satzung für die Größe und Leuchtkraft von Werbeanlagen?
All dies sind Vorschläge aus der Präsentation der Kölner Planer, die ohne einen Konsens mit den Immobilienbesitzern Haans zwar mit den entsprechenden Ratsmehrheiten umgesetzt werden könnten, aber zu jahrelangen Konflikten führen würden. Zudem gibt es eine Fülle von Einzelmaßnahmen. Die Kunst auf den Straßen freistellen, Innenstadtbegrünung nicht nur anzulegen, sondern auch zu pflegen, schönere Sitzbänke, besseres Licht, weniger Hundekot, grüne Verbindungswege, Spielinseln mit Wasser für Kinder, mehr Hinweisschilder — im Detail ist die Liste nicht schier endlos, aber umfangreich. Am Ende soll daraus ein „Integriertes Handlungskonzept Innenstadt“ werden. Nicht als Selbstzweck, sondern um Fördermittel von Land, Bund und Europa beantragen zu können —— denn bei der momentanen Finanzlage der Stadt Haan werden nicht alle Wünsche in einem Rutsch erfüllt werden können.