Prozessauftakt in Wuppertal Anklage wegen des Verdachts von Bandenhehlerei und versuchter Erpressung

Wuppertal/Haan · Das ist eigentlich Stoff für mehr als einen Kriminalfall: In Wuppertal müssen sich vier Männer verantworten. Ihnen wird Bandenhehlerei und Urkundenfälschung vorgeworfen.

Der Prozess läuft am Landgericht Wuppertal.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Bandenhehlerei und Urkundenfälschung: Das wirft die Staatsanwaltschaft zwei Solingern (29, 32) und einem Angeklagten (39) aus Haan vor. Ein weiterer Mitangeklagter (31) aus Kassel muss sich dazu noch wegen versuchter Erpressung verantworten. Die Kammer hat für die Beweisaufnahme sieben Verhandlungstage festgesetzt, am 24. April soll das Urteil verkündet werden.

Die vier angeklagten Männer sollen gewerbsmäßig mit gestohlenen, betrügerisch erlangten oder unterschlagenen Fahrzeugen gehandelt haben. Dafür sollen sie und weitere, ebenfalls strafrechtlich verfolgte Mittäter über Scheinfirmen hochpreisige Fahrzeuge - darunter Modelle wie Audi Q7, Daimler Benz CLS 450 und Audi S5 - angemietet oder geleast haben. Die Fahrzeugmieten oder Leasingraten sollen sie zunächst für einen gewissen Zeitraum gezahlt haben, um eine Fahndung nach den Fahrzeugen zu verhindern. Einer der Angeklagten soll als „Kopf“ der Bande aufgetreten sein und zwei der Mittäter für die Fahrzeugbeschaffung und den späteren Fahrzeugverkauf eingesetzt haben.

Ein weiterer Mittäter soll für die Fälschung der Fahrzeugpapiere zuständig gewesen sein, die Blanko-Fahrzeugpapiere sollen zuvor aus Straßenverkehrsämtern gestohlen worden sein. Für die Fahrzeuge sollen von den Käufern teils über 45 000 Euro bezahlt worden sein, nachdem sie zuvor - teils auf der Plattform mobile.de - zum Kauf angeboten worden sein sollen. Die Fahrzeuge sollen von einem Autoplatz in der Schlagbaumer Straße, der von Mitgliedern einer libanesischen Großfamilie betrieben wird, unter anderem nach Frankreich und Algerien verkauft worden sein. Dort sollen mittels Laptop auch die Fahrzeugpapiere gefälscht worden sein.

Im Vorfeld hatte es im Dezember 2022 in Solingen, Haan und acht weiteren Orten eine über Monate geplante Razzia gegeben, die sich auch gegen Mitglieder einer arabischen Großfamilie gerichtet hatte. Allein in Solingen waren sechs Objekte durchsucht worden. Zeitgleich waren die Beamten an der Brühler Straße, an der Unteren Wernerstraße, am Graf-Wilhelm-Platz, an der Konrad-Adenauer-Straße und im Bereich Zentral angerückt, um Wohnungen, Büros und Geschäftsobjekte zu durchsuchen. Die eingesetzten Polizeikräfte eines Sondereinsatzkommandos hatten unter anderem Rammen dabei, um sich Zutritt zu den Objekten zu verschaffen. Dabei wurden unter anderem Mobiltelefone, elektronische Speichermedien und Unterlagen über die Beschaffung, den Transport sowie den Verkauf der Nobelkarossen beschlagnahmt. In dem durchsuchten Objekt in der Brühler Straße waren die Beamten darüber hinaus noch auf eine Schusswaffe gestoßen, die ebenfalls konfisziert worden war.

Einem der vier Angeklagten wird zudem vorgeworfen, sich im Rahmen eines illegalen Glücksspiels der versuchten Erpressung schuldig gemacht zu haben. Der 31-Jährige soll geplant haben, ein Lokal in Solingen, in dem illegale Glücksspielrunden ausgerichtet worden sein sollen, gegen den Willen des Betreibers unter seinen Schutz zu stellen. Als Gegenleistung soll der Angeklagte eine Beteiligung in Höhe von 20 Prozent des Spieleinsatzes gefordert haben. Als sich der Betreiber des Lokals in der Schlagbaumer Straße geweigert habe, dem zuzustimmen, soll der Angeklagte mit der Hilfe weiterer, unbekannter Personen ein laufendes Glücksspiel unterbunden haben, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Wenige Tage später soll er die Einrichtung des Cafés zerstört haben. Danach soll der Cafébetreiber sich gezwungen gesehen haben, auf die Forderung einzugehen. Kurz darauf hatte es im Januar 2022 nach einem Hinweis eine Razzia in dem Lokal gegeben. Als die Beamten in den frühen Morgenstunden anrückten, hatten einige der 54 dort angetroffenen Gaststättenbesucher noch versucht, sich mit der Flucht aus einem Fenster der Kontrolle zu entziehen. Bei der Durchsuchung waren mehrere 100 000 Euro Bargeld sichergestellt worden.