Millionäre mauern in Steuer-Prozess
Wirtschaftsstrafkammer hört Zeugen im Prozess um vermeintlichen Steuerbetrug in Millionenhöhe.
Haan/ Wuppertal. Es geht um so viele Anklagepunkte, dass die Richter daraus Gruppen gebildet haben. Durch Belege und Zeugenaussagen klärt die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Wuppertal angebliche Steuerhinterziehung in Millionenhöhe in Haaner Unternehmen auf — „Schicht um Schicht“, wie der Vorsitzende Richter angekündigt hat.
Auch am dritten Prozesstag blocken die angeklagten Geschäftsleute (36 bis 60 Jahre alt) ab. Sie müssen mit mehrjährigen Gefängnisstrafen ohne Bewährungschance rechnen, sollte sich erweisen, dass sie sich durch ein internationales Geflecht von Automobil-Zuliefererfirmen jahrelang am Finanzamt vorbei selbst bedient haben.
Sie sollen Scheinrechnungen von ausländischen Tochterunternehmen steuerlich geltend gemacht haben, obwohl keine tatsächlichen Geschäfte zugrunde lagen.
Er habe einen Anteil gefordert, sagt ein Zeuge — ein Techniker, dessen Erfindung zum Gegenstand der Geschäfte geworden sein soll und der aktuell nicht belangt wird: Drei Prozent habe er beansprucht. „Es war Ihnen klar, dass der steuerliche Aspekt dieser Geschäfte sehr interessant war“, hält ihm der Richter vor. Der Zeuge bestätigt das.
Jedes seiner Wörter analysiert ein halbes Dutzend Anwälte. Sobald einer der Angeklagten belastet sein könnte, bohrt dessen Verteidiger nach. Die Anwälte haben versucht, den Prozess aussetzen zu lassen: Einige der umstrittenen Steuererklärungen seien noch nicht abgeschlossen. Das Gericht hat das zurückgewiesen. Erfahrungsgemäß würde das — und das folgende Widerspruchsverfahren — Jahre dauern. Der Prozess wird fortgesetzt.