Musikschule als Flüchtlingswohnheim?
Verwaltung soll mögliche Standorte für zusätzliche Übergangsheime prüfen.
Haan. Für etwas anderes als Wohncontainer reicht es nicht: Die Stadt kann Flüchtlingen auf absehbare Zeit nicht genügend Wohnungen anbieten. Das hat die Verwaltung dem Sozialausschuss berichtet.
„Wir haben keine Möglichkeit“, erläuterte Kämmerin Dagmar Formella die Folgen des Sparhaushalts. Als Notmaßnahme würden leerstehende städtische Gebäude bewohnbar gemacht.
Ein Vorhaben, das der Ausschuss heiß diskutierte: Die frühere Schule an der Bachstraße liege in der Nähe einer Kindertagesstätte, führte Ausschussmitglied Klaus Mentrop (CDU) aus. Unterhaaner sähen ihren Stadtteil überlastet, die Kinder sollten vor der „lauten Lebensweise“ in einer Unterkunft geschützt werden: „Uns wäre das alte Haus der Musikschule an der Dieker Straße lieber“, sagte Mentrop.
Man müsse den desolaten Zustand der Gebäude berücksichtigen, gab der Ausschussvorsitzende Bernd Stracke (SPD) zu Bedenken. In der alten Musikschule fehlt jegliche Einrichtung, und es gibt nur einfache Waschräume. SPD-Ausschussmitglied Michael Schneider zitierte das Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. „Da steht nicht: Falls Ihr gerade noch Geld habt“, fügte er hinzu.
Neben rund 30 Wohnungslosen in Übergangsheimen gibt es derzeit laut Verwaltung etwas mehr als 70 Flüchtlinge in der Stadt — viel weniger als zu Anfang der 1990er-Jahre. Die Zahl steige an, weil wieder mehr Schutzsuchende nach Deutschland kommen, überwiegend Roma aus Mazedonien und Serbien. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass uns die neue Welle erreicht“, sagte Formella.
„Die Welle“, das sind für Haan 20 bis 30 weitere Zufluchtsuchende. Am Standort Ellscheid könne die Stadt durch ein letztes Zusammenrücken noch fünf weitere Bewohner in den Containern unterbringen, sagte Formella. Danach müssten die alten Container weg, neue würden dann angemietet — und zwar mehr als bisher.
Eine Containersiedlung könnte Pendler bald auch an der Kreuzung Elberfelder-/Gräfrather Straße erwarten. Die „Polnische Mütze“ genannte Kreuzung soll im kommenden Jahr umgebaut werden, um das Industriegebiet an der Millrather Straße besser anzubinden.
Dort müssen bestehende Übergangswohnhäuser abgerissen werden. Bis dahin will die Stadt zwei Familien sogar im Eckhaus an der Kreuzung unterbringen. Das frühere Gasthaus war eigens für den Abriss angekauft worden.
Die Verwaltung soll die künftigen Standorte Bachstraße und Dieker Straße wirtschaftlich vergleichen, so lautet der Auftrag des Sozialausschusses. Bis Dezember sollen die Möbel gekauft werden.