Nachbarn wollen, dass das alte Fachwerkhaus bestehen bleibt

Widerstand gegen den geplanten Abriss des Hauses Kölner Straße 74.

Foto: Ralph Matzerath

Haan. Das alte Fachwerkhaus von Sandy und Holger Baier atmet Geschichte. Viele Details weisen auf die früheren Besitzer hin. So zum Beispiel der steinerne Brunnen im Keller des Gebäudes. Er lieferte den Schmieden, die hier lebten und arbeiteten, das notwendige Wasser.

Schon 1410 wurde die Existenz des Hauses nachgewiesen. Das geht aus einer Expertise hervor, die der 1989 verstorbene Heimatforscher Harro Vollmar — damals zugleich ehrenamtlicher Beauftragter für Denkmalpflege — 1982 verfasst hat. Sein Gutachten lieferte die Grundlage, um das Gebäude an der Kölner Straße 78 unter Denkmalschutz zu stellen. Holger und seine Ehefrau Sandy Baier, beide Lehrer, sind stolz auf dieses Haus. Nichts anderes als einen Altbau wollten sie kaufen, als sie sich 2004 nach einer neuen Bleibe umsahen. „Wir wollten ein Haus haben, das Geschichte hat.“ Doch nun ist die Idylle getrübt. Nur einen Steinwurf entfernt soll an der Kölner Straße 74 ein Fachwerkhaus abgerissen werden. Es soll laut Vollmar einmal eine Nagelschmiede gewesen sein. Dass es nun weichen soll, wollen die Baiers und weitere Nachbarn nicht hinnehmen. In einem Brief an Bürgermeisterin Bettina Warnecke äußern sie ihr Bedauern und „eine gehörige Portion Verwunderung“ darüber, dass dieses Haus einem Neubauprojekt geopfert werden soll — obwohl es doch nach Angaben der Stadt Haan mit der Kölner Straße 78 und weiteren Fachwerkhäusern in der Nähe ein Ensemble darstellt.

So stehen auch die Häuser Alt Thienhausen Nummer 9, 13, 14 und 16 unter Denkmalschutz. Werden immer mehr alte Häuser abgerissen, dann verliert Haan ein Stück seiner Geschichte und bergische Identität, fürchten die Baiers. „In Haan sind viele Bausünden begangen worden“, sagt Baier nachdenklich.

Doch die Stadtverwaltung sieht den historischen Wert des Gebäudes an der Kölner Straße 74 kritisch. Es wurde „durch Anbauten gegenüber dem ursprünglichen Gebäude stark erweitert und verfremdet. Fenstereinbauten haben den historischen Befund zerstört. Dass dort eine Schmiede betrieben wurde, erschließt sich dem unbelasteten Betrachter heute nicht mehr“, sagt Sonja Kunders, Sprecherin der Stadt.

Und ob es wirklich eine Nagelschmiede war, sei nicht belegt. Ist der Abriss eines historischen Gebäudes nicht Thema für den Gestaltungsbeirat der Stadt? Nein, denn laut Geschäftsordnung ist es seine Aufgabe, Planungs- und Bauprojekte im Hinblick „auf ihre städtebaulichen, architektonischen und gestalterischen Qualitäten zu prüfen“. Er wird also erst hinzugezogen, wenn der Investor Pläne für Neubauten vorlegt. Das bestätigt der Vorsitzende des Gestaltungsbeirats, Architekt Eckehard Wienstroer.