Ehrenamt in Hilden Diese Nachbarn lassen niemanden allein

Hilden · Die Unterstützer der „Nachbarschaftshilfe aktiv Hilden“ (NaH) erledigen Einkäufe und Hausarbeiten, assistieren beim Schriftverkehr mit Ämtern und haben einfach ein offenes Ohr für andere – und das seit bald drei Jahrzehnten.

Ingrid Benecke engagiert sich seit vielen Jahren für die Nachbarschaftshilfe. Seit 15 Jahren ist sie Vorsitzende.

Ingrid Benecke engagiert sich seit vielen Jahren für die Nachbarschaftshilfe. Seit 15 Jahren ist sie Vorsitzende.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Kaum hat das Gespräch in ihrem Wohnzimmer begonnen, klingelt bei Ingrid Benecke auch schon wieder das Telefon. Am anderen Ende der Leitung schildert eine ältere Dame ihr Anliegen: Sie sucht nach einer Begleitung für ihren Krankenhausbesuch. Kurz zuvor bereits hatte sich ein Ehepaar gemeldet, das in Kürze in Urlaub fährt – und jemanden braucht, der in diesem Zeitraum bei der Mutter nach dem Rechten sieht. Die Vorsitzende des Vereins „Nachbarschaftshilfe aktiv Hilden“ (NaH) wird regelmäßig mit den verschiedensten Hilferufen konfrontiert – und versucht stets eine Lösung zu finden. Sei es, indem sie ihre ehrenamtlichen Mitstreiter mit der jeweiligen Aufgabe betraut oder diese einfach selbst übernimmt. „Ich selbst fahre für eine Frau einmal pro Woche einkaufen“, berichtet sie.

40 Unterstützer habe man vor der Corona-Pandemie gehabt. Inzwischen habe sich der Kreis auf etwa 30 Personen reduziert – überwiegend Menschen, die bereits im Rentenalter sind und anderen helfen wollen. Da geht es unter anderem um kleine Arbeiten im Haushalt, Hilfe bei der Suche nach Betreuung für die Kinder, das Ausfüllen von Formularen, die Anmeldung in Pflegeheimen, die Abholung von Rezepten, die kurzfristige Versorgung von Haustieren – und manchmal einfach darum, Menschen, die ihr Haus kaum mehr verlassen können, Zeit zu schenken. Auch bei Haushaltsauflösungen spreche man sie gelegentlich an, sagt Benecke: „Können Sie das gebrauchen?“ Da falle zum Beispiel immer wieder Kleidung an, die sie etwa an Einrichtungen für Flüchtlinge spende. Geschirr und Dekostücke wiederum will sie demnächst im Rahmen einer Tombola verlosen. Der Erlös soll dabei der Vereinsarbeit zugutekommen.

Am Anfang der Mitarbeit steht immer ein persönliches Gespräch

Die Helfer sind während ihrer Tätigkeiten versichert. Der Mitgliedsbeitrag bei der NaH beträgt einen Euro monatlich. Wer bei den Nachbarschaftshelfern aktiv mitmachen will, muss sich indes nicht unbedingt an den Verein binden. Am Anfang stehe stets ein persönliches Gespräch mit den Interessenten – im idealen Fall mit dem Ergebnis: „Lassen wir es probieren!“ schildert Benecke. Welche Aufgaben neue Unterstützer übernähmen, hänge von ihren unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten ab. Und natürlich müsse immer auch die Chemie zwischen Helfer und Nutznießer stimmen – schließlich brauche es die nötige Vertrauensbasis, und oftmals bleibe es eben nicht bei einmaligen Hilfstätigkeiten.

Ihre Funktion hat Benecke seit nunmehr 15 Jahren inne. Die Nachbarschaftshelfer unterstützt sie freilich seit deren Anfangstagen. Im Sommer 1996 gegründet, hat der Verein inzwischen vielen Menschen aus der Stadt seine vielfältigen Dienste erwiesen – und wollte eigentlich im Jahr 2021 sein 25-jähriges Bestehen mit einem Sommerfest feiern. Das Vorhaben scheiterte an der Corona-Pandemie. Die Arbeit der Nachbarschaftshilfe setzte in dieser Zeit freilich nicht aus. „Ich habe damals viele Einkäufe an der Tür abgeliefert“, erzählt Benecke. Außerdem habe die NaH über 140 Fahrten zu Impfzentren organisiert – und darüber auch neue Unterstützer gefunden.

Die Jubiläumsfeier wird nun am Samstag, 15. Juni, im Kreis der Helfer, Freunde und Förderer endlich stattfinden. Eingeladen sind unter anderem Bürgermeister Claus Pommer, Sozialdezernent Sönke Eichner, Landrat Thomas Hendele und Vertreter des Aktionsbündnisses Seniorensicherheit, vor allem aber die vielen ehrenamtlichen Helfer und Spender. „Es geht uns darum, Danke zu sagen“, betont Benecke.

Als sie den Reporter der Redaktion an der Haustür verabschiedet, meldet sich aus der Wohnung erneut das Telefon. Ob es sich dabei wieder um eine Hilfs-Anfrage handelt, ist unbekannt. Aber manchmal, hat Benecke kurz zuvor verraten, wollten die Anrufer auch einfach nur ein Lob loswerden: „Dann erzählen Menschen, wie nett ihnen geholfen wurde, und das gibt mir dann selbst auch ein gutes Gefühl.“

Info An jedem ersten Donnerstag im Monat, jeweils zwischen 16.30 Uhr und 18 Uhr, treffen sich die Unterstützer der Nachbarschaftshilfe aktiv Hilden in Räumen der Bäckerei Schüren, Gerresheimer Straße 204.