Warum das nicht in allen Bereichen eine gute Nachticht ist In Hilden wird weniger weggeworfen

Hilden · Die Menschen in Hilden werfen weniger Müll weg. Das zeigt die Abfallstatistik für 2023. Vergleicht man die vergangenen zehn Jahre, scheint sich dieser Trend zu bestätigen. Das ist nicht in jeder Hinsicht eine gute Nachricht.

 Beim Papiermüll, der klassisch in der blauen Tonne gesammelt wird, gehen die Mengen weiter zurück.

Beim Papiermüll, der klassisch in der blauen Tonne gesammelt wird, gehen die Mengen weiter zurück.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Fast das Sechsfache des eigenen Körpergewichtes produzierte der Durchschnittsdeutsche im Jahr 2022 an Müll. Nach Angaben des Landesamtes für Statistik, die jetzt veröffentlicht wurden, waren es 441 nach 438 Kilogramm im Jahr zuvor. Für Hilden wurden nun Zahlen aus dem vergangenen Jahr veröffentlicht und in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz vorgestellt. Die gute Nachricht: Es wurden insgesamt 306 Tonnen weniger weggeworfen als noch im Jahr 2022.

Bei näherer Betrachtung – es gibt nicht weniger als 13 Kategorien für Abfälle – zeigt sich, dass die Entwicklung je nach Müll-Art unterschiedlich verlaufen ist. Konkrete Erklärungsansätze finden sich dafür in der Sitzungsunterlage nicht in allen Fällen. Die Hildener entsorgten jedenfalls im vergangenen Jahr 204 Tonnen Altpapier weniger als noch im Jahr 2022. Es wanderten außerdem 190 Tonnen weniger an Leichtverpackungen in die Tonne. Die deutlichsten Zunahmen gab es beim Restmüll mit 169 und bei den Bioabfällen mit 137 Tonnen.

Eindeutiger lassen sich Trends über einen Zeitraum von mehreren Jahren erkennen. Es zeigt sich, dass die Pro-Kopf-Produktion an Müll im vergangenen Jahr in praktisch allen Bereichen unter der früherer Zeiten liegt oder zumindest stagniert. So produzierte jeder Hildener im vergangenen Jahr 229 Kilogramm an Haus- und Sperrmüll. Das waren zwar drei Kilogramm mehr als im Jahr 2022, doch seit 2013 lagen die Werte stets höher als in den vergangenen beiden Jahren.

Rückläufig ist die Entwicklung auch bei den Bio- und Grünabfallmengen. Produzierte 2014 noch jeder Einwohner der Stadt 103 Kilogramm, sank die Menge im vergangenen Jahr auf 85 Kilogramm. Abfall dieser Art lässt sich in drei Kategorien aufteilen: biologische Abfälle, Grünabfälle aus den Haushalten und Grünabfälle aus den städtischen Anlagen. In allen drei Kategorien zeigt der langjährige Vergleich Rückgänge auf.

Tatsächlich aber hängt die Entwicklung vom Klima ab. Temperaturen und Niederschlagsmengen haben einen Einfluss auf die Vegetation. Ein grundsätzlicher Trend lässt sich aus den Zahlen der vergangenen zehn Jahre nicht unbedingt erkennen. Bei den Wertstoffen ist vor allem der Papierverbrauch der Motor einer Entwicklung hin zu geringeren Abfallmengen. Kamen im Jahr 2014 auf jeden Hildener noch 80 Kilogramm an Zeitungen, Zeitschriften, Prospekten und Rechnungen, reduzierte sich die Menge kontinuierlich bis auf 56 Kilogramm im vergangenen Jahr. Für diese Entwicklung wird in der Mitteilungsvorlage eine konkrete Ursache benannt: Der Absatz von Printmedien ist stark rückläufig. Tatsache ist aber auch, dass generell weniger Wertstoffe entsorgt werden, ganz egal, ob es sich dabei um Altglas, Altkleider, Verpackungen oder Elektrogeräte handelt. Lediglich beim Altmetall stieg die Menge von 2 auf 3 Kilogramm pro Kopf. Diese Entwicklung ist nicht nur positiv zu betrachten, dazu findet sich auch ein entsprechender Hinweis in den Sitzungsunterlagen: „Gerade die Altpapiersammlung trägt zu wichtigen Einnahmen im Abfallhaushalt bei.“ Tatsächlich muss bei der Entwicklung der Abfallmengen ein weiterer Faktor hinzugezogen werden, wenn es sich dabei um Wertstoffe handelt. Die Stadt steht in Konkurrenz zu gewerblichen Sammlern, sodass die tatsächlichen Mengen nicht ermittelt werden können. Fakt ist, dass diese Konkurrenz zu Mindereinnahmen im städtischen Haushalt führt.

Die Sitzungsunterlagen verweisen auf umstrittene Punkte des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, um die mitunter vor Gericht zwischen Kommunen und Gewerbetreibenden gestritten wird. Die Rechtsvertreter der Kommunen stehen in diesen Fällen grundsätzlich auf dem Standpunkt, dass gewerbliche Sammlungen nur zulässig wären, sollten diese wesentlich leistungsfähiger als kommunale Sammlungen sein. Diese Sichtweise wird von den Gerichten zunehmend seltener geteilt.

(elk)