Ergebnisse der Europawahl im Kreis Mettmann Starke CDU auch in Hilden und Haan

Hilden/Haan · In Hilden und Haan ist die CDU als klarer Sieger aus der Wahl zum Europäischen Parlament hervorgegangen. Verlierer sind die Grünen. Ganz ohne Pannen verlief die Wahl in der Itterstadt nicht. In Haan sorgte ein 17-jähriger Schüler zudem für eine faustdicke Überraschung.

Fast jeder dritte Wähler in Hilden hat seine Stimme der CDU gegeben. Schon früh zeichnete sich ab, dass die Christdemokraten in der Itterstadt bei dieser Europawahl die mit Abstand stärkste Partei sein würden. In Hilden entfielen auf die CDU 30,5 Prozent der Stimmen (+2,8 Prozentpunkte). Zweitstärkste Partei in der Itterstadt ist die SPD mit 16,0 Prozent (-1,7). Bündnis 90/Die Grünen büßte mit einem Minus von 10,4 Prozentpunkten deutlich ein und kommt nur noch auf 13,9 Prozent. Auf die AfD entfallen 11,8 Prozent (+3,3). Für die FDP votierten 8,3 Prozent (+0,7) der Wähler.

Fraktionschefin Claudia Schlottmann sprach von einem grandiosen Erfolg der CDU in NRW. Das Ergebnis sei das Signal des Wählers, wie unzufrieden er mit der Ampel-Regierung sei. „Jetzt drücken wir unserer Kandidatin Miriam Viehmann die Daumen, es wird noch ein langer Abend“, kommentierte die Landtagsabgeordnete den Zwischenstand um 20 Uhr.

Auch in Hilden ist Bündnis 90/Die Grünen ein Verlierer der Wahl. Anna Meike Reimann, Sprecherin des Parteivorstandes, geht davon aus, dass sich die Unzufriedenheit der Menschen mit der Bundespolitik im Ergebnis widerspiegelt. Ist Klimaneutralität zu teuer? „Ich hoffe nicht, denn unsere Zukunft hängt davon ab“, sagt Reimann. Vielleicht habe ihre Partei es versäumt, die Bürger besser mitzunehmen, erklärt sie. Andere Parteien hätte die digitalen Netzwerke besser bedient, räumt Reimann ein und nennt auf Nachfrage die AfD.

Dort ist man mit dem Ergebnis von 11,7 Prozent zufrieden. Ratsherr Marlon Buchholz gab zu, dass er mit diesem Abschneiden nach den vergangenen Wochen nicht gerechnet hatte. Bei seiner Analyse blickte er auch nach Österreich und Niederlande, in denen Parteien aus dem rechten Spektrum hohe Stimmanteile gewonnen hatten. „Für diese Ergebnisse gibt es einen Grund“, erklärte er und nannte ein hohes Maß an Gewalt in vielen europäischen Städten. Auch in Hilden sei das Problem zu beobachten. Buchholz verwies auf Angsträume in der Innenstadt. Pro-Hamas-Schmierereien im Stadtbild seien ein Unding. Buchholz: „Wo war da die Zivilgesellschaft, die gegen uns demonstriert hat?“

Kevin Buchner von der SPD findet den hohen Zuspruch für die AfD erschreckend. Dass es seine Partei bei dieser Wahl schwer haben würde, überraschte den Fraktionschef der Sozialdemokraten nach vielen Gesprächen mit den Bürgern nicht. „Die Bundespolitik war auch in Hilden ein großes Thema“, so Buchner. Die Menschen würden eine klarere Linie vom Bundeskanzler erwarten und außerdem weniger Streit zwischen den Bündnispartnern.“ Auf das Ergebnis blickt Buchner jedenfalls mit gemischten Gefühlen, denn auch das ist Fakt: „Wir freuen uns über die gute Wahlbeteiligung und dass wir in Hilden die zweitstärkste Kraft sind.“

In Hilden holte die FDP 8,3 Prozent. Ratsherr Rudolf Joseph sprach generell von einem ordentlichen Ergebnis. „Das ist das klare Signal, dass wir noch da sind.“ Aus Josephs Sicht sei Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die ja auch zum Neujahrsempfang der hiesigen FDP nach Hilden gekommen war, mit ihrer klaren Sprache die beste Kandidatin für seine Partei gewesen.

Diesen Zuspruch hätte auch Wahlleiter Rainer Augsburg gebrauchen können, denn es gab eine Panne: Wahlbenachrichtigungen für das Wahllokal 3040 (Astrid-Lindgren-Schule, Zur Verlach 42) wiesen die Adresse des Wahllokals 3010 (Astrid-Lindgren-Schule, Richrather Straße 186) auf. In einer Stellungnahme teilte die Stadt mit, dass die Wähler zu großen Teilen direkt das korrekte Wahllokal aufgesucht hatten oder den zusätzlichen Fußweg in Kauf nahmen. „Für das Wahlergebnis ist dieser Umstand nicht erheblich“, hieß es dazu.

In Haan hatte der Wahltag verhalten begonnen. „Bis Mittag gab es keinen großen Andrang“, teilte Wahlamtsleiterin Andrea Kotthaus mit. Dass die Wahlbeteiligung mit 68,1 Prozent am Ende doch höher lag, als bei der Europawahl 2019, freute nicht nur Amtsleiterin Kotthaus, sondern auch Bürgermeisterin Bettina Warnecke. Vor allem im Ortsteil Gruiten sei die Beteiligung offenbar hoch gewesen. Die Stadtchefin nahm außerdem erfreut zur Kenntnis, dass „die extremen Parteien bei uns auf Distanz gehalten werden konnten“. Die AfD erreichte 10,6 Prozent der Stimmen in Haan, schaffte es damit nicht, die etablierten Parteien einzuholen. Während sowohl die GAL (15,8 Prozent), als auch die SPD (15,4) teils erheblich Stimmen einbüßen mussten (die GAL mehr als 10 Prozent), legte die CDU von 28,4 Prozent im Jahr 2019 auf nunmehr 31,7 Prozent zu.

Vincent Endereß, Ortspartei-Vorsitzender der Christdemokraten in der Gartenstadt, war am Abend beinahe rundum zufrieden: „Haan hat ein Zeichen gesetzt“ betonte er und meinte damit die Absage der Wähler an die extremen Parteien.

Mitten hinein in die Stimmauszählung platzte eine Nachricht aus Berlin, die wohl alle demokratischen Parteien gefreut haben dürfte. Der 17-jährige Haaner Schüler Benjamin Greipl vom städtischen Gymnasium hat den Bundeswettbewerb „Jugend debattiert“ gewonnen. „Eine tolle Leistung“, lobte Warnecke: Mit seinen Qualitäten habe der Gymnasiast den Politikern ein gutes Beispiel für fairen und hochkarätigen politischen Diskurs gegeben.