Ergebnis der Europawahl 2024 in Grevenbroich CDU mit Abstand stärkste Kraft, SPD nur knapp vor AfD

Grevenbroich · 62 Prozent der Grevenbroicher sind wählen gegangen – und haben der Ampel-Koalition im Bund eine Klatsche verpasst. Die CDU legt in der Wählergunst leicht zu. Die Grünen rutschen ab, die SPD landet mit einem Mini-Vorsprung vor der AfD.

Als am Sonntag die Ergebnisse aus den ersten Wahlbezirken bekannt gegeben werden, ist die Freude bei den Christdemokraten groß: Schnell zeichnet sich ab, dass sie die Europawahl 2024 auch in Grevenbroich gewonnen haben. Mit 35,2 Prozent der Stimmen werden sie mit Abstand stärkste Kraft in der Schlossstadt – so wie schon 2019, als die CDU 31,8 Prozent der Stimmen für sich verbuchen konnte.

Das Plus von gut drei Prozentpunkten gibt der Partei auch mit Blick auf die Bundestags- und Kommunalwahl im kommenden Jahr Auftrieb, wie Stadtverbandschefin Heike Troles sagt: „Wir werden unsere gute Arbeit fortsetzen, weiterhin für die Bürger ansprechbar sein und deren Sorgen und Ängste ernstnehmen.“ Das sagt sie unter anderem in Bezug auf die Kontroverse um Flüchtlingsunterkünfte.

Aus Sicht der Grevenbroicherin spiegelt das Wahlergebnis auch „die Unfähigkeit der Bundesregierung wider“. Die SPD kommt in Grevenbroich auf 16,6 Prozent und fährt damit ein noch schlechteres Ergebnis ein als bei der Europawahl 2019. Die Sozialdemokraten landen hier nur knapp vor der AfD (14 Prozent). Auch die Grünen haben in der Wählergunst eingebüßt: Sie rutschen von 17,1 auf 9,5 Prozent ab. Die FDP kommt bei leichten Verlusten auf 7,9 Prozent.

CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser sieht das Wahlergebnis als Konsequenz aus dem Streit in der Ampel-Koalition auf Bundesebene. „Die CDU hat ihr Wahlergebnis von 2019 bestätigt, mit leichtem Gewinn. Ich glaube nicht, dass wir von den Fehlern der anderen profitiert haben.“ Dass SPD und AfD in Grevenbroich fast gleichauf sind, erschreckt Kaiser und Troles. Am Ergebnis der antidemokratischen AfD werde der Protest vieler Wähler deutlich. Besonders stark ist die AfD in Gindorf und Neurath. Dort ist am Sonntag jeweils nicht einmal jeder Dritte zur Wahl gegangen. Die AfD kommt in beiden Bezirken auf fast 28 Prozent.

SPD-Fraktionschef Daniel Rinkert spricht von einem katastrophalen Ergebnis für seine Partei. „Daran gibt es auch nichts schönzureden.“ Gleichwohl habe das Ergebnis nicht direkt etwas mit Grevenbroich zu tun: „Für 2025 lässt sich daraus nichts ableiten.“ Rinkert verweist auf 2019: Damals war die SPD abgestürzt, ein Jahr später bei der Kommunalwahl aber wurde sie stärkste Kraft. Trotzdem betont Rinkert, der auch Bundespolitiker ist, dass der dauerhafte Streit im Ampel-Bündnis „dringend und endgültig aufhören“ müsse. Das AfD-Ergebnis bezeichnet der Sozialdemokrat als erschütternd.

Peter Gehrmann, Fraktionschef der Grünen, hatte gehofft, dass seine Partei in Grevenbroich die Quote von zehn Prozent knackt – vergebens. „Kein schönes Ergebnis“, sagt er, dennoch sei es ein für Grevenbroich achtbares. 9,4 Prozent: Das sei immerhin das zweitbeste Grünen-Ergebnis bei einer Europawahl. „Das ist eine gute Ausgangsposition für die Kommunalwahl“, sagt Gehrmann, der dennoch einräumt, dass das Ergebnis allgemein eine Klatsche für die Bundesregierung sei.

Trotz des leichten Verlusts von 1,5 Prozent gegenüber 2019 zeigt sich FDP-Fraktionschef Markus Schumacher zufrieden. „Wir liegen wieder deutlich über dem Bundesschnitt“, sagt er. „Das macht Lust auf den Kommunalwahlkampf, in den wir jetzt starten.“ Allerdings weist Schumacher auf einen Wermutstropfen hin. „Ich finde es erschütternd, dass die Sozialdemokraten nur knapp vor der AfD liegen“, so Schumacher, der es ebenfalls schlimm findet, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten wählen gegangen ist – in einer Zeit, in der Krieg in Europa herrscht. Die Wahlbeteiligung in Grevenbroich liegt bei 62 Prozent.

Bürgermeister Klaus Krützen (SPD) wertet das Ergebnis als „Ohrfeige für die Parteien, die in Berlin regieren“. Er spricht von einer „Denkzettelwahl“. Seine Partei müsse an ihrem Ergebnis arbeiten. „Schockiert bin ich über die stabilen Werte der AfD im Rhein-Kreis. Das kann keinen Demokraten kalt lassen: Diese Partei will einen anderen Staat haben – ohne vieles von dem, was wir als Freiheit empfinden.“

In Jüchen liegt die AfD hauchdünn vor der SPD: Die blaue Partei wird dort mit 14,5 Prozent zweitstärkste Kraft nach der CDU (37,6).