Grevenbroich bereit für IGA 2037 Politiker hoffen auf einen neuen „Gartenschau-Schub“

Grevenbroich · Grünes Licht für die Internationale Gartenschau 2037: Die Strukturwandel-Politiker unterstützen das Projekt. Ihre Hoffnung: Grevenbroich profitiert – wie schon zur Landesschau 1995. Kommt die IGA, müsste die Stadt bis 2067 zahlen.

Das „Krokodil“ im Landschaftspark Duisburg-Nord wurde in Mielchens Vortrag als Beispiel dafür angeführt, wie sich Industriebauwerke in Szene setzen lassen. Ähnliches wäre zur IGA etwa am Kraftwerk Frimmersdorf denkbar.

Foto: Kandzorra, Christian

Die Stadt als ein Teil der Internationalen Gartenschau (IGA) 2037: Die Politiker in Grevenbroich begreifen das als große Chance für ihre Heimat. Sie hoffen, dass die Schlossstadt, die 1995 Austragungsort der Landesgartenschau war, ein weiteres Mal einen „Gartenschau-Schub“ erleben kann – beispielsweise durch neue Infrastruktur.

Dass die Politiker hinter den IGA-Plänen stehen, haben sie in der jüngsten Sitzung des Strukturwandel-Ausschusses mit einem einstimmigen Votum unterstrichen: Sie unterstützen die Bewerbung für die Gartenschau. Der Zweckverband Landfolge Garzweiler, dem Grevenbroich seit 2023 angehört, schmiedet Pläne für die IGA und soll die Großveranstaltung in die Region holen. Und: Der Verband soll unterstützt werden, wenn es um Grundstücke und die Schaffung von Baurecht im Zusammenhang mit der IGA geht.

Nun muss nur noch
der Rat zustimmen

Die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft, die über den Austragungsort entscheidet, dürfte das als ein Signal werten, das verdeutlicht: „Grevenbroich ist bereit.“ Nun muss nur noch der Rat zustimmen, was allerdings als wahrscheinlich gilt. Dem Beschluss der Strukturwandel-Politiker vorausgegangen war ein Vortrag von Volker Mielchen, dem Geschäftsführer des Zweckverbands Landfolge Garzweiler. Er tourt derzeit durch die Tagebau-Kommunen, um Politikern auch die finanziellen Aspekte der Gartenschau zu vermitteln. Es geht um Millionenbeträge.

So wurde auch den Mitgliedern des Grevenbroicher Fachgremiums erläutert, welche Kosten auf die Stadt zukommen, falls die IGA tatsächlich 2037 im Raum Garzweiler stattfinden sollte. Der Zweckverband hat das anhand von Annahmen errechnet. Diese Annahmen basieren auf Erfahrungswerten und Zahlen, die für andere Gartenschauen herangezogen wurden. Demnach müsste Grevenbroich mit Kosten von insgesamt 7,6 Millionen Euro rechnen. Das ist die Gesamtsumme, die in kleine Häppchen aufgeteilt bis zum Jahr 2067 in den städtischen Haushalt eingeplant werden müsste. Die ersten 175 000 Euro für 2026 und 2027 haben die Grevenbroicher mit ihrem Beschluss bereits freigegeben (auch das muss der Rat noch absegnen).

Die Schlossstadt hätte gemäß der Verbandssatzung einen Anteil von 17,5 Prozent an den Kosten, die jene Kommunen schultern müssen, die Mitglied im Zweckverband sind. Zusammengerechnet handelt es sich beim Eigenanteil der Kommunen den Einschätzungen des Verbands zufolge um 43,4 Millionen Euro. Die Komplett-Kosten für die IGA im Revier werden wiederum auf 315 Millionen Euro geschätzt. Der Löwenanteil soll durch Fördergeld gedeckt werden, im Gespräch sind Quoten von bis zu 90 Prozent.

Der Finanzierungsbedarf von 43,4 Millionen ergibt sich nach Abzug der Einnahmen von 53 Millionen Euro, mit denen durch die IGA zu rechnen ist. Wie Verbandschef Volker Mielchen sagte, könne mit 1,8 Millionen Besuchern gerechnet werden, die Eintrittsgeld zahlen. Das sei eher konservativ geschätzt. Zum Vergleich: Mielchen zufolge sollen 2,2 Millionen Menschen 2023 die Bundesgartenschau in Mannheim besucht haben. 80 Prozent der Einnahmen sollen aus Eintrittsgeldern akquiriert werden, weitere 20 Prozent unter anderem aus Sponsorengeld. Sollte die IGA mehr Besucher anziehen und folglich mehr als 53 Millionen Euro in die Kassen gespült werden, dürfte sich das wiederum mildernd auf die finanzielle Belastung der Kommunen auswirken.

Bei der IGA 2037 könnten zwei Ausflugsziele Besucher nach Grevenbroich locken: zum einen das frühere Braunkohlekraftwerk Frimmersdorf, zum anderen die heutigen Tagesanlagen an der Einfahrt zum Tagebau. Rund um den Tagebau sind weitere Attraktionen geplant. Zu nennen wäre da beispielsweise eine Seilbahn, mit der Besucher von der Westseite des Tagebaus in die Grube fahren können, in die 2037 bereits Wasser aus dem Rhein strömen soll.

Es gibt auch Kritik, etwa
am touristischen Konzept

Ende Mai hatten Politiker in Grevenbroich auch Kritik geäußert – konkret in Bezug darauf, dass sich auf der der Stadt zugewandten Restsee-Seite touristisch kaum etwas abspielen soll. So hatte Bürgermeister Klaus Krützen die Sorge geäußert, dass ein am Ufer geplantes Biotop als eine Art Barriere zum See wahrgenommen werden könnte. SPD-Fraktionschef Daniel Rinkert hatte unter diesen Voraussetzungen gar die finanzielle Unterstützung der IGA seitens Grevenbroich in Frage gestellt. CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser hatte erklärt, dass Grevenbroich als (wenn auch kleinerer) Partner im Zweckverband nicht stiefmütterlich behandelt werden dürfe.

Im Strukturwandel-Ausschuss sind weitaus mildere Töne angeschlagen worden. Die Fraktionen haben Einigkeit signalisiert. Heike Troles (CDU) sagte, dass ihre Fraktion „voll und ganz“ hinter dem IGA-Projekt stehe, „auch wenn wir uns mehr Attraktivität wünschen“, wie sie sagte. Gleichwohl, so Troles, verstehe sie das bisher vorgestellte Konzept zur Gartenschau als „Grundgerüst“. Edmund Feuster (SPD) sagte, dass auch seine Fraktion „uneingeschränkt hinter dem Projekt“ stehe und hoffe, dass Grevenbroich ähnlich wie bei der Landesgartenschau 1995 von der IGA profitieren wird. Martina Suermann (Mein Grevenbroich) verspricht sich von der IGA-Teilnahme einen „wesentlichen Wachstumsschub für das Revier, und zwar über das Jahr 2037 hinaus“.