Klingendes Hobby 1000 Schallplatten stehen im Regal

Haan · Robert Abel sammelt Musik auf Vinyl-Platten. Der 68-jährige Gruitener hat unzählige Schallplatten Zuhause. Noch mehr als die Musik sprechen den Hobbyfotografen aber die Cover an.

Robert Abel inmitten seiner Schätze.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Sie misst 31,5 mal 31,5 Zentimeter. Manchmal ist sie klappbar. Dann gibt es noch mehr Platz für Fotos, die Präsentation der auf dem Inhalt gepressten Musik oder Informationen zum Künstler. Von der Schallplattenhülle ist die Rede. Der englische Begriff „Cover“ ist aber verbreiteter. Und auch Robert Abel nutzt dieses Wort, wenn er seine Begeisterung für analoge Schallplatten erklärt. Denn den leidenschaftlichen Hobbyfotografen nimmt die Gestaltung des Covers (oft) mehr gefangenen, als die Musik auf den meist schwarzen Vinylplatten.

Wer das Wohnzimmer Abels betritt, braucht keinen besonderen Hinweis, dass der Bewohner ein Schallplattenfreund ist. Mehrere raumhohe Regale sind gefüllt mit Exemplaren für den Plattenteller. Weitere Regale beherbergen viele Dutzend CDs. In zwei Raumecken haben hohe Lautsprecherboxen ihren Platz. Dazwischen stehen- natürlich — ein Plattenspieler und ein Verstärker. Das Sofa gegenüber ist der richtige Platz zum Musikgenuss.

Robert Abel ist ein Kind der 1950er. Er weiß noch genau, wie er früh in den 70ern seine erste Single — „Lola“ von den Kinks —bei Radio Freimann am Neuen Markt kaufte. Die Single kostete damals fünf D-Mark. Zu Weihnachten 1972 schenkten ihm die Eltern eine LP: Jimi Hendrix live. „Die hab’ ich geliebt“, sagt Robert Abel und fügt hinzu: „Leider ist sie bei einer Fete damals unter die Räder gekommen“.

Abel, der in Haan CDU-Ratsherr ist, berichtet: „Ich habe den Rückgang der Platten-Nachfrage miterlebt und den Aufstieg der CD.“ Der Preisverfall trifft den Musikliebhaber. Wenn damals eine LP um die 20 D-Mark kostete, werden heute meist nur wenige Euro auf Trödelmärkten aufgerufen. Abel, inzwischen im Ruhestand, freut sich über das Revival für Vinyl. Gerade neu hat er die neue Platte des damaligen Beatles-Schlagzeugers Ringo Starr.

Immer wieder zieht der pensionierte Polizeibeamte über Trödelmärkte und stöbert im Plattenangebot. „Ich kaufe auch Platten, wo ich die Künstler nicht kenne, aber deren Cover mir gefällt!“ Denn über das Bild sei oftmals der Verkauf eines Albums bestimmt worden. Wer kennt zum Beispiel nicht das berühmte Prisma des Pink-Floyd-Albums „Dark Side of the Moon“ oder das Wimmelbild-ähnliche Cover des Beatles-Albums „Sergeant Peppers“. In einem Spezialbuch liest der 68-jährige Abel gern Geschichten über die Platten, die Künstler und deren Musik. Etwa, dass das Cover des Roxy Music-Albums „Country life“ auf den Index gesetzt wurde, weil es zwei Frauen in spärlicher Badebekleidung vor einer Waldkulisse zeigte.

Rock und Pop der 1970er und 1980er Jahren sind Abels Schwerpunkt. Aber inzwischen kauft er auch Scheiben anderer Genres. So eine Verlags-Kollektion von Klassik in altrosa-farbenen Schatullen.

Das erste Hören geschieht immer in der Küche

Zu seinen Schätzen zählt Abel eine blaue Box mit der Beatles-Ausgabe des Bertelsmann-Verlags. Immer häufiger sind auch Jazz-Platten in seiner Einkaufstasche. „Um die 1000 Platten“ habe er, sagt Robert Abel; viele aber noch gar nicht gehört. Er zieht ein Supertramp-Album aus dem Regal; das Cover ist ziemlich ramponiert, das Inlay aber nahezu unbetrachtet und die Platte sieht aus, als sei sie immer sehr sorgsam behandelt worden.

Das erste Hören geschieht immer in der Küche. Dort steht ein direktgetriebener Technics-Plattenspieler, der damals wegen seiner Stabilität gern in Discotheken genutzt wurde. Probleme mit Kratzern habe er bei den gebraucht erstandenen Platten noch nicht gehabt, sagt der Musikfreund. Und wenn bei klassischen Partituren dann Knistern vom Vinyl doch störend wirke, dann gebe es ja noch die digitale CD-Version. Eine Schallplatte klinge halt anders als digital Abgemischtes, findet Abel, der als das „schwächste Glied in der Kette“ die Lautsprecher nennt. Eine Platte aus der Hülle zu nehmen, auf den Plattenteller zu legen, den Tonarm aufzusetzen — das sei etwas „zutiefst Haptisches“; ganz anders, als eine CD in eine Schublade zu legen, die dann im Gerät verschwindet.