Neue Hilfe für pflegende Angehörige

Immer häufiger sind ältere Patienten nach einem stationären Krankenhausaufenthalt auf häusliche Pflege angewiesen.

Foto: Olaf Staschik

Haan. Sehr oft schon hat Rosemarie Schäfer im Haaner Krankenhaus gelegen, bislang aber lebt die 78-Jährige autark und ist nicht auf die Hilfe durch Angehörige angewiesen. Das geht vielen anderen Menschen in ihrem Alter ganz anders: etwa nach einem Oberschenkelhalsbruch wird von heute auf morgen aus dem rüstigen Rentner, der lebensfrohen Seniorin ein Pflegefall.

Plötzlich ist auch für den Partner, die Familie alles anders, Fragen kommen auf: Schaffen wir das alles? Was muss in der Wohnung verändert werden? Welche Hilfen stehen mir zu? Ulrike Schwenzner und Melanie Heller haben täglich in ihrem Job als Krankenschwestern mit besorgten und zum Teil überforderten Angehörigen zu tun.

Seit sie ihre Ausbildung zur Pflegetrainerin im Rahmen des Projektes „Familiale Pflege“ absolviert haben, können sie konkret Hilfestellung leisten. „Wir hatten hier einen Fall, bei dem der Vater pflegebedürftig nach Hause entlassen wurde. Wir haben der Tochter erst einmal klar gemacht, dass sie sich Hilfe holen kann und nicht alles alleine machen muss. Wir haben ihre Sorgen und Nöte besprochen und sie im Umgang mit ihrem Vater etwas angeleitet“, erzählt Melanie Heller.

Das Projekt „Familiale Hilfe“ hat die AOK Rheinland/Hamburg gemeinsam mit der Universität Bielefeld vor elf Jahren ins Leben gerufen, in vielen NRW-Krankenhäusern- etwa in Essen- gehört es bereits zum Standard. Für Ralf Toepelt, AOK Regionaldirektor im Kreis Mettmann, ist dabei eins ganz wichtig. „Wir stehen nicht in Konkurrenz zu professionellen ambulanten Pflegediensten. Es geht uns ausschließlich um die Erleichterung für die Angehörigen in der Übergangszeit von Krankenhaus in die häusliche Pflege.“

Ein wichtiger Baustein des Projektes ist das Angebot, in einem Familienberatungsgespräch alle Angehörigen so einzubinden, dass die Pflege auf allen Schultern gleichmäßig verteilt wird. „Leider funktioniert das nicht immer“, weiß Ulrike Schwenzner aus Erfahrung. Melanie Heller und ihre Kollegin sind bislang die einzigen Pflegetrainerinnen im St Josef Krankenhaus.

Der Bedarf an Hilfe für die Angehörigen sei auf der einen Seite riesig, sagt Ulrike Schwenzner, auf der anderen aber gäbe es auch eine Art Hemmschwelle. „Gerade bei hochaltrigen Partnerschaften wollen viele es ganz alleine schaffen und zum Beispiel ihre Kinder gar nicht mit einbinden, um sie zu schützen.“ Bei der Familialen Pflege steht nicht allein der Pflegebedürftige im Fokus, sondern vor allem der Angehörige.