Ohne Vorwissen sitzt der Gast ratlos im Haaner Rat
Schüler Benedikt Peterseim hat erstmals eine Sitzung des Haaner Rates besucht.
Haan. Im Wahlkampf verkaufen sich die Parteien immer als besonders bürgernah. Auch die Geschäftsordnung des Stadtrates steht der Beteiligung der Bürger an der Kommunalpolitik nicht im Weg: Jeder darf an den Ratssitzungen als Zuhörer teilnehmen. Doch wie viel versteht man in einer Ratssitzung, wenn man nicht schon im Thema ist? Wie steht es hier um die Bürgernähe?
Kommt der Souverän zu Beginn der Sitzung in den historischen Ratssaal, so ist er zunächst einmal von der Schönheit des alten Saales beeindruckt. Die bleiverglasten Fenster sind zum Lüften geöffnet; die Luft im Raum ist gut und Dank des guten Wetters bleibt das auch so. Eigentlich findet er alles vor, was er sich nur wünschen kann: Sitzplätze, Getränke, Gläser; von einigen Ratsmitgliedern wird er höflich begrüßt. Das ist hilfreich, denn Namensschilder, geschweige denn Hinweise, wo welche Ratsfraktion sitzt, sucht der Zaungast vergeblich.
Durch die vielen empörten Wortmeldungen von Meike Lukat (WLH) und die fast genervt wirkenden Antworten des Bürgermeisters, Knut vom Bovert, wird aber ziemlich schnell klar, welche Fraktion da vor einem sitzt.
Mikrofone gibt es nicht, bei der Größe des Ratssaales auch kein wirkliches Problem, oder? Trotzdem geht so manch ein Name in der schlechten Akustik des alten Raumes unter. Verständnisschwierigkeiten sind aber meist eher themen- als gehörbedingt. In der vergangenen Ratssitzung ging es zum Beispiel unter anderem um den Haushaltsplanentwurf. In einer Grafik-haltigen Powerpoint anschaulich präsentiert von der Kämmerin Dagma Formella, gab dieser Auskunft über diverse interessante Themen der Haaner Kommunalpolitik: Kita-Plätze, eine Verfassungsklage gegen den „Soli“, Ausgaben und nicht zuletzt die schockierend hohen Schulden der Stadt. Andere Themen wie zum Beispiel der Steuerhebesatz, der auch in der Schule noch nie vorgekommen ist, machen manchen Zuhörer aber ratlos im Rat.
Allgemein ist es ratsam, sich zu den jeweiligen Themen vorab zu informieren. Unterlagen dazu findet der Bürger zum Beispiel auf der Webseite der Stadt Haan. Sich dann durch das Verwaltungsdeutsch der Vorlagen zu kämpfen, macht aber keinen besonderen Spaß — da hört die Bürgernähe dann endgültig auf.