Pfarrsaal: Phoenix zieht sich zurück
Der Verein will sich nicht länger für den Umbau und das Betreiben des Pfarrsaals engagieren. Die Kirche will den Raum weiterhin zur Verfügung stellen.
Gruiten. In zwei Sätzen hat Professor Jürgen Brand das Ende des Engagements formuliert: „Der Verein Phoenix Gruiten nimmt von seinen Plänen, in Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirchengemeinde Gruiten den Pfarrsaal zu renovieren und zu betreiben, Abstand“, schreibt er an Bürgermeister Knut vom Bovert.
„Der Verein Phoenix wird sich aber weiter in kultureller Hinsicht im Dorf engagieren und deshalb als nächstes eine Gartenzwerg-Ausstellung veranstalten.“
„Der Schriftwechsel mit Bürgern und Anwohnern und die allgemeine Stimmung haben dazu beigetragen, dass wir uns von dem Projekt verabschieden“, sagt Wolfgang Wahle, Mitglied im Vorstand von Phoenix, auf Nachfrage.
Nächtliche Anrufe und Beschimpfungen bei den Vereinsmitgliedern und zuletzt auch Stimmungsmache gegen Phoenix im sozialen Netzwerk Facebook waren auch für Pfarrer Reiner Nieswandt und den Kirchenvorstand der Gemeinde Grund genug, diese Entscheidung mitzutragen.
„Wir haben uns Dienstagabend zusammengesetzt“, sagt Pfarrer Nieswandt. „Die Aggressionen gegen den Verein haben zunehmend bedrohliche Ausmaße angenommen. Als Pastor muss ich auch die Mitglieder von Phoenix schützen.“
Dass die Stadt Anfragen zu potenziellen Auflagen formuliert hat, die ein wirtschaftliches Betreiben des Pfarrsaals unmöglich gemacht hätten, habe ebenfalls zum Rückzug von Phoenix geführt. „Die Hürden wären dann einfach zu hoch gewesen“, bedauert Nieswandt. „Wir alleine werden das Projekt nicht stemmen können.“
Dennoch stehe der Pfarrsaal weiterhin Vereinen und Organisationen, die sich zuvor im Bürgerhaus trafen, sowie für private Feiern offen. „Wir müssen sehen, dass wir unsere Kosten über die Mieteinnahmen decken“, sagt Nieswandt. „Aber sobald ein größerer Schaden am Bau auftritt, müssen wir den Saal schließen.“
Bürgermeister Knut vom Bovert bedauert, „dass wir vorschnell zu einem vorzeitigen Ende gekommen sind“. Der Ratsbeschluss — 436 000 Euro für die Sanierung des Pfarrsaals zur Verfügung zu stellen —, sei eine klare Positionierung der Stadt gewesen, um Kirche und Verein Unterstützung zu signalisieren. „Aus unserer Sicht sollte die angestrebte Lösung allen gerecht werden, aber sie wurde nicht allen gerecht.“ Jetzt gebe es erst einmal gar nichts. „Mit den 436 000 Euro können wir kein neues Bürgerhaus bauen.“
„Es ist äußerst bedauerlich, dass diese Chance für Gruiten nicht umgesetzt werden kann“, sagt Jens Lemke, Vorsitzender des CDU-Ortsvereins Gruiten. „Ich kann nur hoffen, dass es der Kirche möglich sein wird, den Pfarrsaal dauerhaft zu erhalten.“ Heiner Wolfsperger, Vorsitzender des Bürger- und Verkehrsvereins Gruiten (BVV), kritisiert die mangelnde Informationspolitik.
„Aber da nehme ich sowohl die Stadt als auch den Verein in die Pflicht“, sagt er. „Die Planungen für den Pfarrsaal sind doch an den Vereinen wie Awo und BVV vorbeigegangen.“ Er hält eine große Lösung für Gruiten nach wie vor für erforderlich.
Für Jochen Kissling, einer der Anwohner im Dorf, die eine Reihe von Fragen zur künftigen Nutzung des Pfarrsaals formuliert hatten, kommt der Rückzug überraschend. „Wir haben nur Fragen gestellt“, sagt er. „Aber dass Phoenix jetzt zurückzieht, zeigt doch, dass diese Fragen nicht beantwortet werden können.“ Kissling hofft, dass bei künftigen Projekten dieser Art transparenter gearbeitet werde und betroffene Bürger und Vereine frühzeitig miteinbezogen werden.