Politik in Hilden Mehr Mittel für die Ganztagsbetreuung
Hilden · Einstimmige Entscheidung: Die Stadt soll die Ganztagsbetreuung erweitern. Die finanziellen Mittel dafür seien vorhanden, erklärten die Grünen. Noch nicht vorhanden sind Standorte und Personal.
Am Ende war das Votum eindeutig: Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatte in die Sitzung des Rates der Stadt Hilden am 12. Dezember den Antrag eingebracht, im Haushalt für das kommende Jahr finanzielle Mittel für zwei weitere OGS-Gruppen zur Verfügung zu stellen. Ihre Erläuterung des Antrages begann Ratsfrau Marianne Münnich mit dem Hinweis auf eine sich abzeichnende Lücke, sollte jetzt nicht gegengesteuert werden: „Die Zahlen sprechen eigentlich für sich. Es fehlen für das nächste Jahr 60 bis 70 OGS-Plätze.“
In den folgenden Wortmeldungen deuteten die Fraktionen schnell an, dass sie dem Antrag der Grünen im Wesentlichen folgen würden. Die CDU äußerte allerdings Bedenken bezüglich möglicher Standorte. Und tatsächlich sei das derzeit eine offene Frage, räumte Münnich am folgenden Tag im Gespräch mit der Redaktion ein. Es sei nun Aufgabe der Verwaltung, geeignete Adressen für die Betreuung zu identifizieren. Sie hoffe darauf, dass es bis Ende Januar Antworten geben wird. Vor allem an der Beethovenstraße müsse eine Lösung gefunden werden, denn „hier gibt es zurzeit nur zehn freie Plätze“, der Bedarf sei allerdings wesentlich höher. Neben den Versorgungslücken im Norden hatte Ludger Reffgen von der Bürgeraktion auch Defizite im Süden ausgemacht. Er nannte das Umfeld der Astrid-Lindgren-Schule.
Zurzeit gibt es in Hilden 48 OGS-Gruppen. Der tatsächliche Bedarf könne mit zwei weiteren Gruppen knapp gedeckt werden, teilte die Stadtverwaltung in einer Stellungnahme mit. Aktuell ist allerdings tatsächlich ungeklärt, wo diese ihre Heimat finden können. Denn in dem Papier heißt es weiter: „Jedoch ist heute nicht absehbar, an welcher Schule die Einrichtung der zusätzlichen Gruppen erfolgen soll und ob dort heute genügend Räume zur Unterbringung der zusätzlichen Gruppen oder Mensakapazitäten vorhanden sind. Wenn nicht, müssten dort noch Baumaßnahmen erfolgen, die zum aktuellen Zeitpunkt weder geplant oder vorbereitet noch im Haushalt verankert sind.“
Keine große Debatte gab es am vergangenen Dienstag über die Bereitstellung der finanziellen Mittel, denn hierbei laufe es auf ein Nullsummenspiel für den Haushalt hinaus, so Münnich.
Kreis verteilt Landesmittel
für die Schulsozialarbeit
Und das rechnet sich so: In der Vergangenheit musste Hilden einen nicht unerheblichen Teil der Schulsozialarbeit aus eigenen Mitteln bestreiten. Diese Gelder sollen nun für die Ganztagsbetreuung verwendet werden, denn mittlerweile verteilt der Kreis Landesmittel für die Schulsozialarbeit an seine Städte.
Laut Darstellung der Verwaltung könnte eine Gruppe mit 25 Kindern mit 134 000 Euro pro Jahr finanziert werden. 70 000 Euro ließen sich aus Landesmitteln und Elternbeiträgen refinanzieren; der städtische Eigenanteil beläuft sich dementsprechend auf 64 000 Euro. Benötigt wird die doppelte Summe, die durch die Umleitung des Geldflusses für die Schulsozialarbeit mit vier halben Stellen an den Schulen des Gemeinsamen Lernens (GL-Schulen) und für eine volle Heilpädagogen-Stelle an der Schwerpunktschule Elbsee generiert wird.
Die Bedeutung der Ganztagsbetreuung hatte Münnich bei der Sitzung in der Stadthalle an zwei Punkten festgemacht: Sprachförderung und schwierige familiäre Verhältnisse. Ersteres beträfe vor allem Kinder, die mit ihren Familien nach Deutschland geflohen seien, erklärte sie im Nachgang im Gespräch mit der Redaktion.
Vor allem Vier- bis Sechsjährige, die in Familien leben, in denen kein Deutsch gesprochen werde, könnten allein schon durch den Austausch mit Muttersprachlern in der Ganztagsbetreuung ihre Sprachkenntnisse verbessern.
Eine weitere offene Frage betrifft das Personal. Durch die Beschlussfassung vom vergangenen Dienstag vergrößert die Stadt ihren Handlungsspielraum bei der Ausschreibung der offenen Stellen.
Eine Entscheidung erst im März oder April wäre vor diesem Hintergrund problematisch gewesen, hatte Münnich am Dienstag angemahnt. Und damit war auch der Antrag der AfD vom Tisch, über die Angelegenheit noch einmal in den Fachausschüssen zu beraten.