Reichspogromnacht in Hilden Vor 85 Jahren ermorden Nazis Hildener Juden

Hilden · Erinnerung an Reichspogromnacht vor 85 Jahren mit Sternengang und Kranzniederlegung am Mahnmal.

Angela Wilps (Arbeitskreis Stolpersteine) und Bürgermeister Claus Pommer legten einen Kranz am Mahnmal im Stadtpark nieder.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(tobi) 85 Jahre nach der Reichspogromnacht haben am Donnerstagabend viele Hildenerinnen und Hildener der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Bürgermeister Claus Pommer und Vertreter aus der Politik legten einen Kranz am Mahnmal im Stadtpark nieder, zuvor hatten Schüler sowie Mitglieder des Jugenparlamentes und des „Arbeitskreises Stolpersteine“ die Stolpersteine im Stadtgebiet gereinigt, Kerzen angezündet und Blumen abgelegt.

Claus Pommer erinnerte in seiner Rede an die Hildener Opfer der Reichspogromnacht, spannte aber auch einen Bogen in die Gegenwart. „Infolge des Nahost-Krieges zeigen sich global erschreckende antisemitische Tendenzen. Besonders erschreckt mich, dass diese Tendenzen mittlerweile in der Mitte der Bevölkerung wahrzunehmen sind.“ Er forderte alle aus: „Jede und jeder Einzelne von uns ist gefordert, Zivilcourage zu zeigen, auch im Kleinen. Den Mund aufzumachen. Und einzuschreiten, wenn Menschen in die Enge getrieben oder angegriffen werden. Laut und vernehmlich Nein zu sagen, wenn rassistische Bemerkungen fallen oder antisemitische Witze und Redewendungen die Runde machen.“

49 Stolpersteine erinnern an die Hildener Opfer des Nationalsozialismus. Sieben Menschen starben allein in der Pogromnacht 1938 und an deren Folgen. Damit war der 9. November 1938 ein gewalttätiger Höhepunkt der antijüdischen Gräueltaten in Hilden. „Gemessen an der damaligen Einwohnerzahl Hildens sind nirgendwo im gesamten Deutschen Reich mehr Menschen ermordet oder in den Tod gedrängt worden, als in unserer Stadt“, erklärte Pommer.

Der Gedenkveranstaltung im Stadtpark voraus gingen die Reinigungsaktionen und die Blumenniederlegungen an den ehemaligen Wohnorten der Nazi-Opfer. Von dort aus begaben sich die Teilnehmer in einem Sterngang in Richtung Stadtpark. Nach der Kranzniederlegung am Mahnmal luden die Kirchengemeinden zu einem gemeinsamen „Gottesdienst gegen das Vergessen“ in die St.-Jacobus-Kirche ein.

Die Künstlerinnen Katharina Gun Oehlert und Karola Pasquay lesen an diesem Freitag, 10. November, ab 20 Uhr unter dem Titel „Über die unerträgliche Momentewigkeit“ im Heinrich-Strangmeier-Saal an der Gerresheimer Straße 20 Lyrik und Gedichte des Dichters Dmitri Strozew vor. Strozews Poesie beleuchtet die heutige ethische Krise. Seine Verse vergegenwärtigen die individuelle Verantwortung für das Fühlen, Denken und Handeln, die kein Trauma aufheben kann. Auch thematisiert er das Erbe des Nationalsozialismus. Der Eintritt kostet 13,50 Euro. Karten gibt es im Reisebüro Dahmen, Mittelstraße 73.