Schüler aus dem Senegal zu Gast in Haan
Schülerinnen aus West-Afrika wohnen zwei Wochen lang in Haaner Familien.
Haan. Trotz Facebook, Twitter und Co. — echte Begegnungen zwischen Menschen sind durch nichts zu ersetzen. Diese Erfahrung machen Nick, Vincent, Julia und die anderen Kinder der „Kiwi“-Gruppe der Kindertagesstätte St. Nikolaus, als Aissatou Biallo ihnen vom Senegal erzählt. Die 18-Jährige besucht im Rahmen eines Schulaustausches die katholische Kindertagesstätte in Gruiten und wird von den Kindern sofort akzeptiert.
Schon mit dem unbekannten Namen hat kein Kind Schwierigkeiten: „Aissatou“, ruft David, als hätte er nie etwas anderes gehört. „Es ist schön, dass sie da ist“, freut sich Nick (5): „Sie hat mit uns schon Tiermemory und so ein Kartenspiel gespielt. Aber da hat Neo gewonnen.“ Die junge Frau schmunzelt. „Es ist sehr nett, mit den Kindern zu spielen“, sagt sie.
Seit gestern ist die 18-Jährige zu Gast bei Familie Lebek in Gruiten. Sie ist eine von acht Schülerinnen des Lyceé Ameth Fall in St. Louis, die in Begleitung von drei Lehrern für zehn Tage Haaner Familien und Lehrer des Gymnasiums besuchen. Dieser Schulaustausch findet bereits zum zehnten Mal statt. Seit vier Jahren hat die Schülerin Deutschunterricht: „Es ist leicht, hier nur Deutsch zu sprechen und zu hören.“
Für Aissatou Biallo ist es die erste Reise nach Deutschland. „Es gefällt mir gut. Ich möchte gerne möglichst viel sehen“, sagt sie. Auch kulinarisch hat sie keinerlei Anpassungsschwierigkeiten: „Wir essen die gleichen Sachen, nur die Zubereitung ist anders.“ Schwer zurecht käme sie mit etwas ganz anderem — dem Wetter: „Es ist sehr kalt hier“, sagt sie und fröstelt in ihrem weißen Strickoberteil. „Aber das wusste ich und habe mir einen warmen Pullover mitgebracht.“
Der Besuch im Gruitener St. Nikolaus-Kindergarten kam über Gastgebertochter Lisa zustande, die früher die Einrichtung besuchte. Leiterin Gaby Richartz war sofort offen für diese Idee: „Das ist für die Kinder ein spannendes Feld — ein anderes Äußeres oder wenn die Verständigung vielleicht erst etwas geübt werden muss. Aissatou hat uns sofort beeindruckt: Nach der Vorstellungsrunde der Kinder im Kreis wusste sie anschließend alle Namen.“
Das Medizinstudium, das Aissatou nach ihrem Schulabschluss plant, dürfte ihr wohl sehr leicht fallen. Aber die Schülerin will nicht nur viel von Deutschland erfahren, sondern erzählt auch gerne von ihrer Heimat. „Wir sind auf dem Globus bis zum Senegal gereist“, sagt Gruppenleiterin Barbara Müller. „Da gibt es Krokodile und Schlangen“, ruft Julia (4). „Da ist es ganz heiß“, ergänzt Vincent. Aissatou nickt und lächelt. Und möchten die Kinder später vielleicht selbst einmal so weit reisen? „Hmmm . . .“ — das müssen sich die Kinder noch gut überlegen.