Siedlung für Demenzkranke
An der Horster Allee plant die Graf-Recke-Stiftung ein bundesweit einmaliges Wohnprojekt.
Hilden. Die Graf-Recke-Stiftung, die ihn Hilden mehrere Wohnhäuser für Senioren, Kinder und Jugendliche betreibt, will in den kommenden Jahren auf ihrem Gelände an der Horster Allee ein zukunftsweisendes, bundesweit einmaliges Wohnprojekt für Demenzkranke errichten. Einzelheiten des Projektes, über das die WZ bereits im Mai dieses Jahres exklusiv berichtet hat, präsentierte jetzt der Stiftungsvorstand.
„Unser Ziel ist die Weiterentwicklung der Begleitung von Menschen mit Demenz“, sagt Ulrich Lilie, theologischer Vorstand der Stiftung. Am Ende des auf mindestens fünf Jahre angelegten Umbaus soll aus dem Dorotheenheim das Dorotheenviertel entstanden sein: Eine kleine Stadt, in der Demenzkranke ein menschenwürdiges Leben führen können.
Mauern und Zäune wird das Quartier nicht haben. Die Begrenzung soll vielmehr durch die Anordnung der Gebäude sichtbar und erlebbar werden: Wohnhäuser mit Gärten gruppieren sich um einen Marktplatz — hinzu kommen Konzerthalle, Tante-Emma-Laden, Restaurant, Konzerthalle und eine Kapelle. Auch eine Kindertagesstätte könnte es geben, denn das Wohnprojekt ist generationenübergreifend angelegt. Eine echte Herausforderung für die Architekten, die Anfang 2013 ihre Entwürfe vorlegen werden.
Der Umbau wird das gesamte Gelände des Dorotheenparks an der Horster Allee umfassen, zu dem die heutigen Häuser Ahorn, Buche und Linde gehören. Im Endausbau sollen dort 180 Menschen leben, die von 130 Vollzeitkräften betreut werden. Auch die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen, die nicht in ihren Familien bleiben können, wird es weiterhin geben, allerdings mit reduzierter Platzzahl.
Die Graf-Recke-Stiftung, „ein kompetenter Partner der Stadt Hilden“, sagt Bürgermeister Horst Thiele, will demente Menschen nicht länger über ihre Krankheit definieren und dann je nach deren Schwere die Unterbringung organisieren. Vielmehr soll die Biografie, die Erinnerung des einzelnen Menschen im Mittelpunkt stehen.
„Einen ehemaligen Handwerker mit einem Vertreter des gehobenen Bürgertums unterzubringen, ist sinnlos und hilft den Betroffenen nicht“, sagt Lilie. Im Mittelpunkt zukünftiger Aufnahmegespräche werde daher nicht die medizinische Diagnose stehen, sondern Fragen nach der früheren Arbeitswelt, der sozialen Herkunft, nach ehemaligen und aktuellen Hobbys und Interessen.
So soll ein Leben in kleinen Hausgemeinschaften entstehen, deren jeweils etwa zehn bis zwölf Mitglieder gemeinsam ihren Alltag gestalten. Die Bewohner sollen so größtmögliche Normalität erleben. Zentraler Ort jeder Wohngruppe ist die gemeinsame Wohnküche, die täglichen Erledigungen finden im Viertel statt — wenn nötig in Begleitung. Nicht zuletzt im Garten, der zu jeder Wohngruppe gehören wird, soll jeder erkennen: ‚Hier wohne ich’ anstelle von ‚hier hat man mich untergebracht’.