Vorsitzender Holger Weiss: „Der Haaner Turnverein ist eine Institution“

Haaner Turnverein wird 150 Jahre alt. Vorsitzender Holger Weiss spricht über das Jubiläum, Finanzen und die Zukunft.

Haan. Im kommenden Jahr feiert der Haaner TV sein 150-jähriges Bestehen. Er ist damit einer der ältesten Sportvereine in der Region und mit 2800 Mitgliedern der mit Abstand größte in Haan.

Herr Weiss, bereitet Ihnen das Jubiläum schlaflose Nächte?

Holger Weiss: Nein, schlaflose Nächte habe ich nicht. Aber wir sitzen abends schon öfters bis 23 Uhr zusammen und planen. Das Jubiläum macht die Nächte kürzer.

Was haben Sie denn im kommenden Jahr vor? Und wer unterstützt sie?

Weiss: Wir sind ein zehnköpfiges Organisationsteam und haben vor etwa einem Jahr begonnen, uns erste Gedanken zu machen. Wir planen neben einer Reihe über das Jahr verteilter Veranstaltungen der einzelnen Abteilungen unter anderem am 22. Juni einen zentralen Festakt mit einer Matinee und anschließendem großen Familienfest für alle Haaner Bürger.

Das ist Ihnen wichtig, oder?

Weiss: Ja. Ich verstehe den HTV als Haaner Institution, schließlich ist fast jeder zehnte Haaner Mitglied in unserem Verein.

Nimmt der Verein auch wieder am Karnevalszug teil?

Weiss: Natürlich. Wir beginnen das Jubiläumsjahr aber mit unseren Neujahrsempfang, dann stehen zwei große Veranstaltungen der Rhythm- und Dance-Abteilung an und dann kommt Karneval.

Haben Sie schon ein Motto?

Weiss: Ich weiß gar nicht, ob ich das schon verraten darf. Wir wollen als 150 Kerzen durch die Stadt gehen. Es könnten allerdings etwas mehr werden, denn in den vergangenen Jahren waren wir immer um 180, 190 Teilnehmer.

So eine Vielfalt im Vereinsleben war vor 150 Jahren wahrscheinlich undenkbar.

Weiss: Ganz bestimmt. Die Idee zur Vereinsgründung kam mit den ersten Turngedanken auf. Damals ging es um Leibesübungen im Freien, ausschließlich Männer gehörten dem Verein an, und das Turnen stand lange im Mittelpunkt.

Heute aber nicht mehr, oder?

Weiss: Nein, leider nicht. Ich persönlich bedauere das sehr, bin ich doch über das Turnen in den Verein gekommen und habe das lange Jahre auch erfolgreich gemacht. Wir bieten natürlich noch Eltern-Kind-Turnen an, aber das klassische Geräteturnen gehört nicht mehr dazu. Dafür aber eine Vielzahl anderer Sportarten.

Wie geht es dem Verein heute finanziell?

Weiss: 2009 sind wir durch die unerwartete Dachsanierung unserer Turnhalle in einen finanziellen Engpass geraten. Inzwischen konnten wir anfangen, unsere Rücklagen — auch durch den Erfolg des CityFits und die Erhöhung der Mitgliederbeiträge — wieder aufzufüllen. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir uns alles leisten können.

Was stünde denn an?

Weiss: Natürlich das Jubiläum, das uns auch einiges kosten wird. Hinzu kommt das CityFit, das ist mehr als acht Jahre alt. Irgendwann werden wir es renovieren und auch neue Sportgeräte anschaffen müssen. Auch wollen wir ja unsere Sportflächen erhalten und überlegen zurzeit, wie wir weitere schaffen können.

Warum?

Weiss: Für die Halle der Pestalozzischule gab es ja keinen Ersatz. Und wenn auch die Halle an der Bachstraße geschlossen wird, fehlt eine weitere Halle.

Welches ist die größte Herausforderung in den kommenden Jahren?

Weiss: Beschäftigen wird uns die Frage, wie wir mit dem langen Schultag der Ganztagsschulen umgehen. Wie wir die Kinder künftig an den Sport heranführen und an den Verein binden können. Heute schon gehen beispielsweise die Zahlen beim Eltern-Kind-Turnen durch die U3-Betreuung zurück. Es gibt noch viele Vereinsmenschen, aber eben auch viele, die Vereine wie den HTV nur noch als Dienstleister verstehen. Und wir müssen Ehrenamtler gewinnen.