Am Dienstag ist Weltvegantag Vegan leben ist in – Ernährungsexpertin rät zu Mischkost

Hilden · Immer mehr Menschen ernähren sich vegan, auch in Hilden. Restaurants reagieren auf diesen Trend. Aber ist er auch gesund? Eine Hildener Ernährungsberaterin berichtet.

Irina Kalmykova bereitet im „Fine Fine“ an der Klotzstraße in Hilden vegane Bowls zu.

Irina Kalmykova bereitet im „Fine Fine“ an der Klotzstraße in Hilden vegane Bowls zu.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Danil Shapovalov ist einer derjenigen, die vom Trend zum veganen Leben profitieren dürften. Shapovalov ist Inhaber des Restaurants „fine fine“ in Hilden. Das beliebteste Gericht bei ihm auf der Speisekarte: „A very vegan bowl“. Eine – wörtlich übersetzt – sehr vegane Bowl, die unter anderem aus Salat, Baby-Spinat, Falafel, Buchweizen, Süßkartoffel, Kichererbsen und Rotkohl besteht. „Dieses Gericht ist bei uns der Renner – nicht nur unter den veganen Speisen, sondern insgesamt“, sagt Shapovalov.

Als Veganer werden Menschen bezeichnet, die auf tierische Produkte wie Fleisch und Fisch, aber auch auf Dinge wie Milch und Eier verzichten. Wenn an diesem 1. November wieder einmal der Weltvegantag gefeiert wird, dürfte die Zahl der Veganer in Deutschland historisch hoch liegen. Laut der „Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse“ bezeichnen sich in Deutschland derzeit mehr als anderthalb Millionen Menschen als Veganer. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren gaben lediglich rund 850 000 Menschen an, vegan zu leben. Der Trend zum Veganismus ist unverkennbar vorhanden – und es ist davon auszugehen, dass ihre Zahl in den kommenden Jahren weiter steigen wird.

Jenseits von Bowls bietet Shapovalovs Restaurant an der Klotzstraße in der Hildener Innenstadt unter anderem Wraps, Salate und Suppen an. Etwa 30 Prozent der angebotenen Speisen bei „fine fine“ sind vegan. „Zu uns kommen Leute, die mehr auf ihre Ernährung achten, zum Beispiel Sportler. Auch Fitnessstudios bestellen oft bei uns“, sagt Shapovalov, der mit seiner Filiale seit 13 Monaten in Hilden ist. Der durchschnittliche Kunde sei bei ihm zwischen 30 und 40 Jahren alt – also eher jüngeren Semesters. Selbst vegan ist Shapovalov übrigens nicht. „Ich spüre aber einen positiven Unterschied, wenn es mir eine Zeit lang gelingt, vegan oder zumindest vegetarisch zu leben“, sagt er.

Hanna Neunzig ist zertifizierte Ernährungsberaterin und Diplom-Oecotrophologin – also Ernährungs- und Haushaltswissenschaftlerin. Sie beobachtet, dass sich Menschen häufig spontan dazu entscheiden, vegan zu leben. Neunzig rät davon aber ab. „Es ist besser, sich vorab zu informieren und diese Ernährungsumstellung vorbereitet und gut informiert anzugehen“, sagt Neunzig, die in Hilden eine ernährungstherapeutische Praxis betreibt. Ohne Frage biete vegane Ernährung – sofern sie richtig praktiziert werde – gesundheitliche Vorteile. Vegane Lebensmittel enthielten viele Nährstoffe, aber nicht alle würden durch vegane Ernährung aufgenommen, so Neunzig. „Die fehlenden Nährstoffe müssen durch eine clevere Lebensmittelauswahl und auch verbindliche Substitution – also durch Nahrungsergänzungsmittel – aufgenommen werden“, sagt sie.

Übrigens: Selbst vegan ist auch Neunzig nicht. „Dazu liebe ich es viel zu sehr, abwechslungsreich und vielfältig zu essen“, sagt sie. Ihren Klienten rät sie von einer ausschließlich veganen Ernährung in der Regel ebenfalls ab, stattdessen empfiehlt sie eher Mischkost. Das Argument für Veganer sei aus ihrer Erfahrung häufig ohnehin nicht ein gesundheitliches, sondern eher eine „gewisse umwelt-, tier- und naturschutzbezogene Haltung“. Aufwendig muss gutes veganes Essen aus Sicht von Hanna Neunzig dabei keineswegs sein. „Ganz salopp ist ein geröstetes Vollkornbrot mit Avocado und Tomate eine tolle Wahl für ein einfaches, veganes Frühstück oder Mittagessen“, sagt sie. Ein weiterer Geheimtipp aus ihrer Rezeptdatenbank: Ein veganer Zitronenkuchen. „Gesund ist dies im eigentlichen Sinne nicht, aber sehr lecker“, sagt sie. Schließlich dürfe man bei aller bewussten Ernährung eines nicht vergessen: „Essen soll auch schmecken.“