Hinter den Kulissen der Hildener Feuerwehr Brandschützer stellen sich ins Schaufenster

Hilden · Mehrere tausend Besucher tummelten sich am Samstag beim Tag der offenen Tür auf der Hildener Feuerwache. Dort gab es allerhand zu erleben – bis hin zum simulierten Brandeinsatz. Erneut warb die Feuerwehr um Mitstreiter.

Bei der Staub- und Fettexplosion bestand für die Zuschauer keine Gefahr.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Dichter weißer Rauch dringt zischend aus einer Tür im Erdgeschoss nach draußen. „Da qualmt es schon“, kommentiert eine junge Frau, ihre Kinder rechts und links an den Händen haltend, das unheilvolle Geschehen. Aus irgendeinem unbekannten Grund muss wohl ein Brand im Keller des Gebäudes ausgebrochen sein. Nun erfüllen die gefährlichen Rauchschwaden schon das Treppenhaus – und versperren den Bewohnern den Fluchtweg. „Hilfe, Hilfe!“ ruft eine Frau aus einem Obergeschoss – beobachtet von zahlreichen Zuschauern hinter rot-weißem Absperrband.

Die Schaulustigen sind diesmal ausnahmsweise erwünscht, schließlich besteht zu keinem Zeitpunkt eine reale Gefahr: Die Feuerwehr Hilden hat einmal mehr zu ihrem Tag der offenen Tür auf die Wache eingeladen. Und dabei gehören Vorführungen wie diese zum Standardprogramm, um die Arbeit der Einsatzkräfte den Gästen möglichst realitätsnah zu vermitteln. Die Brandschützer treten nun nach einem markanten Ton-Signal auf den Plan, kommen teils zu Fuß angerannt, teils mit dem Moped angefahren. Von einer Reihe von Biertischen schnappen sie sich Schutzkleidung und Ausrüstung, um sie in Windeseile überzustreifen. Normalerweise sei das alles natürlich in dafür vorgesehenen Räumen zu finden, erklärt der Moderator den Zuschauern. Rasch geht es nun auf die Fahrzeuge – Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, Drehleiter und Rettungsdienst – und die setzen sich mit Martinshorn und Blaulicht in Bewegung, drehen eine Runde um den Block, um dann direkt vor dem Schlauchturm, dem Schauplatz des Geschehens, zum Stehen zu kommen. Eine Gruppe legt die Atemschutzgeräte an, um an den Brandort vorzurücken, während gleichzeitig die Drehleiter ausgefahren und ein Sprungpolster ausgebreitet wird. „Wozu brauchen die das denn?“, fragt ein kleiner Junge in die angespannte Ruhe hinein. „Nur für den Fall, dass jemand in Panik gerät und springt, bevor man ihn retten kann“, erklärt sein Vater fachkundig Sekunden bevor der Moderator die Maßnahme den gebannten Zuschauern erläutert.

Tausende Menschen verschiedener Generationen tummeln sich den Samstag hindurch auf dem Gelände am Feuerwehrhaus – darunter offensichtlich viele Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln. Sie schlendern vorbei an den imposanten Fahrzeugen, die ihr Innenleben voller Schläuche, Kisten und technischer Vorrichtungen vor den Augen der Besucher entfalten. „Die Jugendlichen sind sehr interessiert an der Technik“, erzählt Julia Toborg, Leiterin der Jugendfeuerwehr. Sie ist regelmäßig mit einem Infostand in der Innenstadt vertreten. Einige potenzielle Neuzugänge habe sie auch im Verlauf des Samstags bereits kennengelernt, sagt Toborg.

Die Hildener Feuerwehr ist bekanntlich auf zahlreiche weitere Unterstützung angewiesen.

Insgesamt 150 freiwillige
Kräfte fehlen derzeit

Und so ist der Slogan „25 für 25“ auch beim Tag der offenen Tür sehr präsent: 25 Freiwillige Einsatzkräfte will man für den am 1. Oktober startenden Lehrgang gewinnen, um sie dann im nächsten Jahr in die Löschgruppen einzubinden. 15 davon habe man bereits rekrutieren können, berichtet Feuerwehrchef Hans-Peter Kremer am Rande des bunten Treibens. Mund-zu-Mund-Propaganda und intensive Werbung hätten das möglich gemacht. Aber der Bedarf ist weiter groß. Denn über die zehn noch fehlenden Mitstreiter für das kommende Jahr hinaus werden noch deutlich mehr Brandschützer gebraucht. Insgesamt 150 freiwillige Kräfte fehlen derzeit. Zielgruppe sind einigermaßen fitte Menschen im Alter zwischen 18 und 55. „Gerade so ein Tag der offenen Tür ist schon sehr wichtig“, sagt Kremer – unter anderem auch deshalb, weil Kinder, die mit leuchtenden Augen Feuerwehrautos bestaunten, eben auch ihre Eltern mitbrächten. Und gerade nach Abschluss der Familienplanung und in Phasen beruflicher Konsolidierung sei oft ein guter Zeitpunkt gekommen, um ein solches ehrenamtliches Engagement am Heimatort zu beginnen.

Manch kleiner Besucher ist sich schon früh sicher, dass er einmal zur Feuerwehr gehen will. „Unser Enkel sammelt zuhause ganz viele Feuerwehrautos“, verrät Besucher Rainer Funk mit Blick auf den vierjährigen Jungen, der stilecht in schwarz-gelb-leuchtender Uniform neben ihm steht. Gemeinsam warten sie in der langen Schlange auf ein besonderes Highlight des Tages: eine der offensichtlich begehrten Rundfahrten mit einem der Einsatzfahrzeuge. Auch andere Feuerwehrfeste habe man bereits zusammen besucht, erzählt Funk. Und was hat dem Nachwuchs am besten gefallen? „Löschen“, verrät der Enkel kurz und bündig. Ihre Zielgenauigkeit übten die Kinder an zwei kleinen Hausfassaden. An anderer Stelle simulierten jung und alt wiederum eine Hilfeleistung bei den Notfallsanitätern.

Die große Rettungsübung mit dem Szenario eines Kellerbrandes endete mit dem obligatorischen Applaus der Besucher: Während ein Teil der Einsatzkräfte das Treppenhaus mit Hilfe eines Lüfters vom Rauch befreite, schwebte die Gerettete – zufällig Hildens Beigeordnete Mona Wolke-Ertel – im Korb der Drehleiter sanft auf den Boden und dankte der Hildener Feuerwehr für ihren Einsatz.