Tagesmütter aus Leidenschaft
Beate Büse und Janine Sept betreiben seit November eine Großtagespflege. Und sind bis zu zwölf Stunden am Tag für ihre Schützlinge da.
Haan. Beate Büse nimmt es mit Humor. „Ich wohne in meinem Kindergarten“, sagt die sympathische 49-Jährige und lacht. In ihrem großen Einfamilienhaus in Gruiten hat sie eine sogenannte Großtagespflege — die „Plapperfrösche“ — eingerichtet. Mit Janine Sept (24) betreut sie seit dem 1. November bis zu neun Kinder täglich.
Ihre Arbeit beginnt morgens um 6 Uhr, wenn das erste Kind gebracht wird, und endet um 18 Uhr, wenn das letzte abgeholt wird. Auf ihrem Sofa finden Elterngespräche statt, an ihrem großen Tisch wird mit den Kindern gegessen, und das Bad teilt sich ihre Familie mit ihrer Kollegin. Am Wochenende hält sie die Wohnung ebenso sauber und in Ordnung wie den Garten.
„Das ist schon viel. Wenn mein Lebensgefährte und meine erwachsenen Söhne, die hier auch wohnen, das nicht mitragen würden, ginge das nicht“, sagt Beate Büse, die seit 20 Jahren in der Tagespflege arbeitet. Und die Chemie mit ihrer Kollegin müsse natürlich auch stimmen. Beate Büse und Janine Sept verstehen sich gut. Liebevoll gehen sie mit den Kindern um. Sie spielen, singen und schmusen mit ihren Schützlingen zwischen ein und drei Jahren. „Und natürlich machen wir noch ein bisschen musikalische Früherziehung, bemühen uns, dass die Kinder sauber werden und bringen ihnen erste englische Wörter bei“, sagt Büse. „Und das alles für 4,50 Euro in der Stunde“, fügt Sept hinzu.
Diesen Betrag zahlt das Jugendamt den Tagesmüttern pro Kind und Stunde und übernimmt darüber hinaus die Hälfte der Sozialabgaben und den Beitrag zur Berufsgenossenschaft. Eltern, die ihren Nachwuchs zu den „Plapperfröschen“ bringen, zahlen 6,50 Euro pro Kind und Stunde. Ob Beate Büse diesen Stundensatz auf Dauer halten kann, weiß sie nicht.
„Ob sich die Großtagespflege hier so rechnet, wird sich in den kommenden Monaten zeigen“, sagt sie. Erhöhen möchte sie den Elternbeitrag nur ungern. „Ich will für alle Mütter und Väter bezahlbar sein.“ Wie zum Beispiel für eine alleinerziehende Mutter, die in einer Senioreneinrichtung im Schichtdienst arbeitet. Deren Sohn betreuen Beate Büse und Janine Sept 45 Stunden in der Woche.
Das Mittagessen für die Kinder bringen die Eltern mit. „Das haben wir abgesprochen und allen kommt das sehr entgegen“, sagt Beate Büse. Zum einen sei es viel preiswerter als ein Catering, zum anderen wüssten die Eltern so immer, was ihre Kinder essen.
„Ich liebe die Arbeit mit den Kindern“, sagt die 49-Jährige. Dass sie dafür jeden Tag um 5 Uhr aufstehen muss, nimmt sie in Kauf. Und auch ihrer Mitstreiterin , deren dreijähriger Sohn inzwischen den Kindergarten besucht, kann sich nicht mehr vorstellen, in ihrem Beruf als Arzthelferin zu arbeiten.
Was sich die Frauen, die zurzeit auch an einer Homepage und noch besseren Vernetzung der Haaner Tagesmütter arbeiten, wünschen, ist mehr Anerkennung ihrer Arbeit. „Wir sind immer ,nur’ Tagesmütter“, sagen sie. „Die Wertschätzung für unseren Beruf fehlt ebenso wie eine Lobby.“