Tempo 30 könnte nachts auch ohne Kontrollen funktionieren

Die Stadt Frankfurt macht einen interessanten Verkehrsversuch. Heute berät in Hilden der zuständige Fachausschuss über die Idee.

Foto: Ralph Matzerath

Hilden. Verkehrslärm kann krank machen. Besonders die Anwohner der Richrather-/Baustraße (L 404), Klotzstraße (L 404), Benrather Straße (B 228), Ellerstraße ( L 85), Gerresheimer-, Hochdahler-, Kirchhofstraße (L 403) und Walder Straße (L 85) in Hilden sind lärmgeplagt. Deshalb hat die Verwaltung vorgeschlagen, dort nachts in der Zeit zwischen 22 und 6 Uhr Tempo 30 einzurichten.

Tagsüber würden der Landesbetrieb Straßen NRW und die Rheinbahn das nicht mitmachen, nachts schon, berichtet Planungsamtsleiter Peter Stuhlträger. Heute steht das Thema wieder auf der Tagesordnung im Stadtentwicklungsausschuss, nachdem die Politik schon einmal eine Entscheidung vertagt hatte. Die SPD hatte noch weiteren Beratungsbedarf.

Dazu passen die interessanten Ergebnisse eines Verkehrsversuches, den die Stadt Frankfurt unternommen hat. Sie führte probeweise auf vier Hauptverkehrsstraßen streckenweise nachts Tempo 30 ein. Im Mai und Juni 2015 wurde bei Tempo 50 die Ausgangsgeschwindigkeit gemessen und dann die tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten bei Tempo 30 ermittelt — einmal mit und einmal ohne Blitzer. Im Juni dieses Jahres wurde erneut gemessen. Ergebnis: Die Geschwindigkeiten waren deutlich niedriger als bei Tempo 50, aber etwas höher als bei Tempo 30 mit Radarkontrolle. Die Lärmbelastung sank nahezu genau so stark wie in 2015, um etwa drei Dezibel. Eine solche Verringerung kommt einer Halbierung der Verkehrsmenge oder einer Verdoppelung des Abstandes zur Straße gleich, erläutert Stuhlträger.

Außerdem ergaben sich auch diesmal keine Hinweise, dass sich der Verkehr auf andere Straßen verlagert. Das bedeutet: Tempo 30 nachts entlastet die Anwohner tatsächlich von Straßenlärm, auch wenn die Einhaltung des Tempolimits nicht (mehr) kontrolliert wird. „Das ist ein vorläufiges Ergebnis“, betont Gerd Stahnke, Leiter des Frankfurter Straßenverkehrsamts. „Der Abschlussbericht wird gerade vorbereitet und muss dann noch von der Politik beraten werden.“

Stahnke ist jedoch vorsichtig: „Dass Tempo 30 nachts überall so funktioniert, kann man nicht sagen. Es kommt auf den Einzelfall an. Wenn man die Ampeln aber nicht umstellt, ergibt Tempo 30 nachts keinen Sinn.“

Das hatte auch die Hildener Verwaltung der Politik aufgezeigt. Die Umstellung der Ampeln auf Tempo 30 nachts würde rund 80 000 Euro kosten — viel Geld in Zeiten einer Haushaltssperre. Sollte die kommunale Politik dem Vorschlag der Verwaltung zustimmen, muss die Stadt Hilden der Bezirksregierung nachweisen, dass die Leitungsfähigkeit der Hauptverkehrsstraßen auch mit Tempo 30 nachts noch gewährleistet ist.

Peter Stuhlträger stellt dazu fest: „Wir gehen davon aus, dass uns das gelingt.“ Tempo 30 nachts habe viele Vorteile, zählt Stuhlträger auf. „Weniger Verkehrslärm: Der Mittelungspegel sinkt um rund 2,4 dB (A). Weniger CO2-Ausstoß. Mehr Verkehrssicherheit: Unfälle mit 30 Stundenkilometern sind nicht so schlimm wie mit 50 Stundenkilometern.“