Flüchtling Stefan will und darf endlich arbeiten gehen

Der 20-jährige serbische Asylbewerber erhält 80 Cent in der Stunde für seine Tätigkeiten auf dem Friedhof.

Foto: Staschik

Hilden. Die Bundesregierung finanziert 100 000 gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten für erwachsene Flüchtlinge, deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist. „Es ist gut und richtig, dass wir Geflüchteten die Chance geben, möglichst früh zu erleben, wie der Arbeitsalltag bei uns aussieht“, sagt Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. „Wir setzen aber auch darauf, dass die Flüchtlinge raus kommen und dass sie unter deutschen Kollegen sind.“

Das erlebt seit drei Wochen Stefan Marjanovic. Der 20-jährige Asylbewerber aus Serbien arbeitet auf den städtischen Friedhöfen — jeweils fünf Stunden an vier Tagen in der Woche. Er trägt dieselbe Arbeitskleidung und macht (fast) dieselbe Arbeit wie seine Kollegen: Laub zusammenfegen, Unkraut jäten, Büsche und Bäume schneiden. Schon nach nur drei Wochen gehört Marjanovic dazu, das kann man sehen. Er arbeite sehr akkurat und engagiert, loben die Kollegen. Dass er dafür nur 80 Cent die Stunde bekommt, ist für den jungen Mann nicht das Wichtigste. „Ich möchte unbedingt arbeiten“, muss er noch mit jedem deutschen Wort kämpfen: „Die Kollegen sind alle nett.“

Die ersten Erfahrungen mit den Flüchtlingen seien positiv, berichtet Ulrich Hanke, Leiter des städtischen Bauhofs. „Sie sind pünktlich, integriert und wollen wirklich arbeiten.“ Zwei Asylbewerber sind bei der Grünkolonne, zwei auf den Friedhöfen eingesetzt. „Das Ganze ist ein Riesenverwaltungsaufwand“, meint Marko Sucic, Sozialamtsleiter der Stadt Mettmann. Mehr Personal dafür gebe es nicht. Die vorhandenen Kollegen müssten Vermittlung, Überwachung, Einteilung und Begleitung zusätzlich leisten. Michaela Neisser, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Hilden, sieht das etwas anders. „Ja, das Programm bedeutet mehr Aufwand“, räumt sie ein: „Aber den betreiben wir gerne.“ 41 Flüchtlinge will die Stadt Hilden mit Hilfe des Programms in gemeinnützige Arbeit bringen, zehn davon sollen auf dem städtischen Bauhof arbeiten. Zusätzlich acht Asylsuchende sollen dann in den verschiedenen städtischen Unterkünften helfen.

„Da würde ich gerne bevorzugt Frauen einsetzen“, erläutert Neisser. „Bei uns müssen die Flüchtlinge nicht arbeiten“, betont sie: „Sondern sie dürfen.“ Das sei ein wichtiger Unterschied. Die gemeinnützige Arbeit ist auf maximal 30 Wochenstunden und sechs Monate begrenzt. Die Schule und Sprachkurse gehen vor. Die Teilnehmer müssen volljährig sein. Für ihren Einsatz erhalten sie 80 Cent pro Stunde, also maximal 96 Euro im Monat. Dieser „Arbeitslohn“ wird ihnen nicht auf die Sozialhilfe angerechnet.