Wenn Hundekot-Beutel einfach über den Zaun geworfen werden
Ein Spaziergang im Hildener Osten lässt Ekel und Wut aufkommen. Die Politik bringt das Thema nicht genug auf die Agenda.
Hilden. Karl Hubert ist sauer. Und er ist es leid. Kein Tag vergeht, an dem er nicht den Haufen eines ihm fremden Hundes entfernt oder Hundebesitzer darum bittet, es zu tun. Oft genug hört er dann einen „dummen Spruch, aber da muss ich durch“. Der zweite Vorsitzender des SV Hilden-Ost und Technische Leiter des Tennisclubs Heidekrug führt gerade über den Parkplatz desselben. Auf dem Grünstreifen links: vier große Kothaufen, einer ist noch ganz frisch. „Das ist wenig“, sagt Hubert, „weil wir letzte Woche noch gemäht haben.“ Der Parkplatz ist privat und nicht öffentlich, der Durchgang ist verboten und per Schild auch so gekennzeichnet. An den Hundehaufen ändert das nichts.
Auch hinter der Tennisanlage, wo der Wald beginnt, sieht es nicht anders aus. Ein Hundehalter, der im Osten wohnt und gern auf dem Grünstreifen parkt, um anschließend mit seinen Tieren Gassi zu gehen, spricht mit Wut in der Stimme: „Ich muss immer aufpassen: Entweder klebt was am Reifen oder an der Sohle — widerlich.“ Ekel und Wut kommen auf, als Hubert die gefüllten Kotbeutel auf den öffentlichen Wegen zeigt: Einer wurde auf einem Stein am Eingang des TC fein säuberlich abgelegt, weitere finden sich in den Büschen. „Manche nehmen also den Haufen ihres Hundes auf und werfen die Beutel in die Gegend — auch über die Wand auf die Tennisplätze“, berichtet Hubert, der auch Spielplatzpate am Tizianweg ist und dort ähnliches beobachtet. „Wir können dann am nächsten Morgen die umher liegenden Beutel aufsammeln.“
Die Zahl der Hunde in Hilden ist in den vergangenen Jahren ständig gestiegen — auf einen neuen Höchststand von jetzt 3121. Knapp 300 000 Euro an Hundesteuer bedeutet das für die Stadt. Wenn jeder angemeldete Hund in Hilden im Schnitt nur 150 Gramm Kot pro Tag produziert, kommen bei 3121 Vierbeinern 468 Kilogramm zusammen — Tag für Tag. Hubert plädiert dafür, die Geldbußen für Ertappte drastisch zu erhöhen — und nicht weiter an der Steuerschraube für alle zu drehen. „Strafen müssen wehtun.“ Mit dieser Forderung steht Hubert bei weitem nicht allein da, etliche Bürger hatten sich erst vor wenigen Wochen in einem Forum entsprechend geäußert. Sie wollen sich mit Schmutz und Kot im öffentlichen Raum nicht einfach abfinden. „Es widerstrebt meinem Gerechtigkeitssinn, wenn ausgerechnet der brave, mitdenkende Steuerzahler wieder der Dumme sein soll, der noch mehr zur Kasse gebeten wird“, schreibt eine Haanerin angesichts der Überlegungen, auch in Haan die Hundesteuer zu erhöhen. „Dann sollten Sanktionen für die eingeführt werden, die ihre Hunde auf öffentlichen Wegen, in Einfahrten und Vorgärten anderer laufen und ,sich lösen’ lassen! Empfindliche Strafen statt der vorhandenen Vorab-Steuer“, so die Hundehalterin aus Haan.
Doch wie kann genügend überwacht werden? „Wir können nicht jedem Hund einen Ordnungsamtsmitarbeiter an die Seite stellen“, sagte Bürgermeisterin Birgit Alkenings zum Thema. Längst stehen daher Überlegungen im Raum, die Halter anhand einer DNA der Haufen zu „überführen“. Dazu wäre es nötig, sich einer Datenbank anzuschließen und dort die DNA seines Hundes einzuspeisen. Pilotprojekte haben gezeigt, dass die meisten Hundehalter dazu bereit sind.
In Hilden gibt es keine Vorstöße aus Politik oder Verwaltung in diese Richtung, nur Stellungnahmen: Marion Buschmann von der CDU betont, dass die Stadtsauberkeit ihre Fraktion ständig beschäftigen würde.