Trauerschmuck ist auch fairtrade
Die Bewerbung um das Gütesiegel „Fairtrade-Stadt“ ist raus. Selbst ein Friedhofsgärtner macht mit.
Spätestens Mitte August, so hofft Andreas Rehm von der GAL, liegt die Antwort auf dem Schreibtisch: Ende Juni hat sich die Stadt Haan um den Status als „Fairtrade-Stadt“ beworben. Weil der Poststreik noch andauerte, wurde ein privater Paketdienst damit beauftragt, die Unterlagen zum „Verein zur Förderung des Fairen Handels in der Einen Welt“ nach Köln zu bringen. Dieser prüft, ob alle Kriterien erfüllt sind, und gibt in sechs bis acht Wochen Bescheid, ob Haan mit einem solchen Siegel rechnen kann.
„Nach einem Jahr der Vorbereitung ist das schon ein toller Erfolg“, berichtet Andreas Rehm erfreut, der mit der GAL den Impuls für die Bewerbung gab und Sprecher der Steuerungsgruppe ist. Die Liste der Mitstreiter ist lang: Der Steuerungsgruppe gehören 18 Mitglieder an, darunter Bürgermeister Knut vom Bovert. Die Voraussetzungen für das Siegel sind dabei mehr als erfüllt: In 15 Haaner Geschäften sind Fairtrade-Produkte erhältlich — gefordert sind sieben. Und sieben Gastronomen haben sich verpflichtet, Produkte aus fairem Handel zu nutzen — gefordert sind drei.
Auch Schulen, Vereine und die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Gruiten machen mit. Einer der beteiligten Einzelhändler ist der Gruitener Friedhofsgärtner Klaus-Peter Breidbach. Doch was ist an einer Friedhofsgärtnerei fairtrade? Antwort: „Die Blumen“, sagt Breidbach.
Er selbst habe mal einen Gartenbaubetrieb in Mexiko besucht und sei erschrocken gewesen, „als ich gesehen habe, wie da gearbeitet wird“. Das reiche von einem übermäßigen Einsatz von Pestiziden bis hin zu den Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten.
Daher setzt Breidbach, wo es nur geht, Schnittblumen aus fairem Handel ein. „Das kommt bei den Kunden sehr, sehr gut an“, berichtet er — wohl auch deshalb, weil die fair gehandelten Blumen nicht teurer sind als die aus konventionellem Handel.
Klaus-Peter Middel, Inhaber des gleichnamigen Radiofachgeschäftes in Gruiten, ist hingegen weniger begeistert: Er und seine Frau bieten fair gehandelten Kaffee an, und der beschere dem Laden bisher keine große Kundenfrequenz. „Das werden wir früher oder später wieder einstellen“, sagt Middel enttäuscht.