Unterkünfte: Bürger sind beunruhigt
Riesenandrang herrschte bei der Infoveranstaltung zu den Containern für den Standort Schalbruch.
Hilden. Erst kommen die Bagger, dann die Informationen: Diese Reihenfolge, das wurde gestern Abend im Haus Witt deutlich, sorgt bei Anwohnern für massiven Ärger und Wut. Mehrere hundert Hildener waren um 18.30 Uhr gekommen, um im Saal des Hauses Näheres zum Standort Schalbruch zu erfahren — so viele, dass fast die Hälfte abgewiesen wurde. Bürgermeisterin und Verwaltung entschieden spontan, die Veranstaltung um 20.30 Uhr zu wiederholen.
Im Saal war die Stimmung gereizt. Sie drohte zu kippen, als gleich zu Anfang bekannt wurde, dass nicht nur am Schalbruch, sondern auf dem Gelände der ehemaligen Firma von der Linde ebenfalls eine Unterkunft geplant ist: Die Stadt hat dort gekauft und will entsprechend umbauen. Der Ratsbeschluss dazu wurde am Mittwochabend erst gefasst, dennoch fühlten sich viele im Saal verschaukelt: „Was ist denn noch alles im Norden geplant?“, fragten gleich mehrere Redner in der Fragestunde, die sich der Rede von Sozialdezernent Reinhard Gatzke anschloss.
„Es gibt keine weitere Planung für den Norden“, versicherte Bürgermeisterin Birgit Alkenings — und sie bat um Entschuldigung für den (zu) späten Info-Abend. Zum einen seien die Zuweisungen schneller erfolgt als gedacht, zum anderen habe die Stadt zunächst den Standort Breddert mit Containern belegen wollen und erst danach den Schalbruch. „Dass es nun umgekehrt ist, hängt mit den nicht gelieferten Containern für den Breddert zusammen. Das war so nie geplant.“ Sie machte auch ganz deutlich, dass Hilden keine Wahl hat. Die Stadt ist gesetzlich verpflichtet, Asylsuchende aufzunehmen und unterzubringen — und sie versucht, sie übers Stadtgebiet zu verteilen. „Bisher wurden nur der Süden und Südosten bedacht, nun ist der Norden in der Pflicht.“ Das Argument, es seien Kitas und Schulen sowie Spielplätze in der Nähe, ließ Alkenings nicht gelten: „Hilden ist so dicht bebaut — da ist immer etwas in unmittelbarer Nähe.“ Die Befürchtungen der Bürger gehen dabei klar in zwei Richtungen.
Erstens: Wer kommt da? Die Furcht vor jungen, allein reisenden Männern wurde gerade von jungen Frauen, aber auch Müttern geäußert. Michaela Neisser, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt, erklärte, dass in allen Unterkünften auf „Mischbelegungen“ geachtet werde — neben Familien mit Kindern wohnen Alleinreisende, Alte und allein Erziehende. Das gelte für alle Unterkünfte in Hilden, und damit sei man bisher gut gefahren. Eindruck machten zwei 19-jährige Mädchen aus dem Jugendparlament, die ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe arbeiten und von ihren guten Erfahrungen auch mit jungen Männern berichteten. Noch stärker wog aber der Einwand von Polizeichef Uwe Bätjer: „Alle Standorte sind absolut unauffällig.“ Er betonte, dass es massive Probleme mit Nordafrikanern gebe, wo sie auftauchten. Das sei eher in Ballungsräumen der Fall. Gatzke fügte hinzu, dass Einwanderer aus dem nordafrikanischen Raum nicht mehr in die Städte weitergeleitet werden, sondern von Landeseinrichtungen festgehalten werden, „das hat der Minister vor zwei Tagen öffentlich erklärt“.
Zweitens: Wie viele kommen da? Genaue Zahlen wagt niemand zu nennen. Derzeit leben in Hilden 1000 Asylsuchende, 500 davon in den dezentralen Unterkünften der Stadt. Die klare Botschaft des Abends dazu lautete: Es wird bei den relativ kleinen Einheiten bleiben. „Keine Einrichtung hat mehr als 200 Plätze — und das wird auch so bleiben“, sagte Alkenings. Große Unterkünfte mit bis zu 1000 Plätzen wie andernorts seien nicht zu kontrollieren. Bedeutet für den Norden: Bis zu 400 Asylsuchende können in den Containern ab April und an der Herderstraße irgendwann unterkommen. Begeistert war niemand, als sich die erste Runde auflöste — aber in mancher Hinsicht gefasster.