Verschlagene Jecken erpressen Oberst der Waldkaserne
Nur durch eine Geisel konnten die Narren die Waldkaserne entern.
Hilden. Die Feldjäger hatten sich besonders gut vorbereitet: Das Tor zur Waldkaserne war mit Kette und schwerem Schloss verschlossen. Ein Dutzend Soldaten im Schutzanzug, ausgerüstet mit Schutzschild, Schlagstöcken und scharfen Waffen — dornige Rosen! — zog auf und postierte sich am Eingang vor dem Tor, blockierten die Straße aufs Gelände. Ein Diensthund legte sich mächtig ins Geschirr. Und auch Ansagen aus einem Lautsprecherwagen sollten für Ruhe sorgen.
Auf der anderen Seite rüttelten die Karnevalisten am Tor. „Wir wollen rein!“ skandierten sie, angeführt von den kleinen und großen Tollitäten. Oberst Harald Wegener lehnte das rigoros ab. „Wir haben eine Geisel!“, rief Prinz Sven I. Der bleibe nur dann unversehrt, wenn das Tor geöffnet werde. Durch eine Nebentür durfte der Prinz zur Verhandlung in die Kaserne. Wegener musste sich geschlagen geben: „Ich habe nun mal die Verantwortung für meine Leute!“ Wobei er den als Geisel genommenen Hauptgefreiten erst auf den zweiten Blick ausmachen konnte — der junge Zeitsoldat war von den hinterhältigen Karnevalisten unter einer blauen Glitzer-Perücke versteckt worden.
Unter lautem „Itter, Itter, Helau“-Gejohle und in einem sintflutartigen Sturzguss strömten die Jecken in die trockene und sturmsichere Sporthalle, wo in gemütlicher Runde gefeiert wurde.
Erst Dartwerfen, dann Entenangeln — allzu leicht wollte es die „KG Rathauspfeifen“ den närrischen Eindringlingen auch in diesem Jahr nicht machen, das Regiment im Hildener Bürgerhaus zu übernehmen: Doch um 11.27 Uhr war doch jeder Widerstand der Verwaltung gebrochen. „Die Herrschaft liegt in unseren Händen“, rief Prinzessin Petra II. den jubelnden Möhnen zu. Die hatten sich gestern auch vom erwarteten Sturmtief Thomas nicht abschrecken lassen und schunkelten sich zur Musik der „Ittertaler“ warm — unter ihnen auch die beiden „Wikingermädchen“ Monika Dubke und Renate Daniels: „Wir suchen uns immer gemeinsame Kostüme aus“, verrieten die beiden Frohnaturen unisono — und stimmten gemeinsam mit rund 200 Jecken vor dem Bürgerhaus den Karnevals-Schlachtruf „Itter, Itter, Helau!“ an. Um aber den begehrten Schlüssel zum Rathaus zu ergattern, mussten die Hildener Tollitäten noch eine knifflige Aufgabe bewältigen: „Früher reichte es, einfach an der Tür zu rappeln“, sagte Bürgermeisterin Birgit Alkenings. Inzwischen hat sich jedoch eine Art „Spiel ohne Grenzen“ für die närrischen Würdenträger bewährt. Aus unzähligen Quietscheentchen in einem Wasserbecken galt es, exakt jene zu erwischen, in der sich dann der ersehnte Hauptschlüssel verbarg. -dts/ried/cis