Vollwertige Mahlzeit für den Witwer

Hermann Hoffmann (77) leitet den neuen Haaner Awo-Kochkursus „Gaumenfreuden neu entdecken“.

Foto: Olaf Staschik

Herr Hoffmann, welches ist Ihr Lieblingsgericht?

Hoffmann: (überlegt ein wenig) Also, am liebsten mag ich Eintopf, zum Beispiel mit Möhren, Wirsing oder Steckrüben, also richtig schöne Hausmannskost.

Und wer kocht ihn?

Hoffmann: Das mache ich. Als ich vor über 20 Jahren in den Vorruhestand gegangen bin, haben meine Frau und ich uns die Küchenarbeit aufgeteilt.

Sie kochen und Ihre Frau spült?

Hoffmann: (lacht) Nein, den Abwasch mache ich schon selbst. Aber meine Frau weiß, wie die Waschmaschine funktioniert.

Warum bietet die Awo neuerdings einen Kochkurs für Senioren an? In dieser Generation wissen doch eigentlich noch sehr viele Menschen, wie man selber kocht?

Hoffmann: Ich habe vor allem von älteren Männern sehr viele Klagen gehört. Sie haben sich mit ihrer Frau die Hausarbeit aufgeteilt. Die Frau hat gekocht und die Männer haben staubgesaugt. Doch als Witwer fehlt ihnen nun das Wissen, wie man sich selbst eine gesunde und darüber hinaus auch vollwertige Mahlzeit zubereitet.

Das heißt, Sie wenden sich mit Ihrem Angebot vor allem an alleinstehende Männer?

Hoffmann: Die hatten wir im Sinn, als wir darüber nachgedacht haben. Wenn Männer alleine sind, können sie sich selbst nicht richtig versorgen. Und ich will ein bisschen Spaß reinbringen.

Ist es da von Vorteil, dass Sie auch ein Mann sind?

Hoffmann: Ich finde, schon. Frauen machen bei der Küchenarbeit so manches anders. Tatsächlich? Hoffmann Ja, sie schälen Zwiebeln zum Beispiel ganz anders als Männer. Ach. Darauf werde ich demnächst mal achten.

Aber Frauen sind beim Kochkurs doch auch willkommen, oder?

Hoffmann: Ja, denn wenn Frauen alleinstehend sind, vergeht ihnen oft die Lust zu kochen. Gemeinsam macht es vielleicht wieder mehr Spaß. Wird in der ersten Kursstunde auch schon gekocht? Hoffmann Als Startgericht möchte ich mit den Kursteilnehmern gerne „Himmel und Erde“ zubereiten.

Also gebratene Blutwurst, Apfelmus und Kartoffelpüree?

Hoffmann: Nicht ganz. Es gibt statt Püree Bratkartoffeln. Sehr, sehr lecker.

Sie wollen offenbar keine Ernährungsphilosophie wie Vollwertkost, vegane Ernährung oder Diätkost vermitteln?

Hoffmann: Es geht uns nicht darum, aufwendige Menüs zuzubereiten, sondern Gerichte, für die man die Zutaten bei Aldi, Lidl oder auf dem Wochenmarkt kaufen kann. Ich will auch keine besonderen, keine exotischen Gewürze verwenden. Es geht uns vielmehr um die ganz alltägliche Küche. Wir wollen uns darüber unterhalten, worauf beim Einkauf zu achten ist, wie zum Beispiel das Haltbarkeitsdatum oder die Nährwertangaben, so dass ein Gericht nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Kalorien hat. Aber auch über die Lagerung der Lebensmittel werden wir reden, oder über den Unterschied zwischen Elektroherd und Induktionsplatte.

Woher haben Sie das Wissen? Sind Sie gelernter Koch?

Hoffmann: Nein, ich war Fortbildungsreferent für Technische Steuerungen. Mein Wissen habe ich mir im Ruhestand angeeignet. Ich will den Kursteilnehmern zeigen, dass kochen und essen einfach Spaß machen. Es lohnt sich.

Und was kommt bei Ihnen am Feiertag auf den Tisch?

Hoffmann: Wildschweinragout, dazu Rosenkohl oder Rotkraut, als Vorspeise Jacobsmuschel und zum Dessert ein Bratapfel.