Vom Redakteur zum Diakon
Vor zwei Monaten hat Hanno Weinert-Sprissler die Leitung des SKFM in Haan übernommen.
Haan. Spannend würde Hanno Weinert-Sprissler seinen Lebenslauf nicht nennen. Aber „ungewöhnlich“, das würde er gelten lassen. Seit dem 15. April leitet der 43-Jährige den Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) in Haan. Ende des Jahres hat er seine Ausbildung zum Diakon abgeschlossen. „Menschen etwas Gutes tun“ — so bezeichnet er sein Lebensziel.
Das war nicht immer so. Weinert-Sprissler war unter anderem Pauschalist beim Kölner Stadtanzeiger, arbeitete dann als Redakteur für die Agentur Reuters und machte sich schließlich mit einer Medien-Agentur selbstständig. Die Entscheidung, in seinem Leben eine andere Richtung einzuschlagen, kam mit dem Tod seines Vaters. „Er ist an Krebs gestorben, sein Tod war alles andere als schön“, erinnert sich der zweifache Familienvater.
Es dauerte, bis er das verarbeitet hatte. Und er wollte sich ehrenamtlich engagieren. Sechs Jahre lang arbeitete er auf der Palliativstation im Dr. Mildred Scheel Haus in Köln. „Das war ein Sprung ins kalte Wasser“, sagt er. Heute würden Ehrenamtler Befähigungskurse machen, Handlungs- und Arbeitsweisen an die Hand bekommen. Damals, im Jahr 2000, musste er sich noch selbst den Umgang mit Menschen, die unheilbar erkrankt sind, erarbeiten.
Sechs Jahre lang nahm er sich einen Tag in der Woche Zeit, um diese Frauen und Männer auf dem Rest ihres Lebensweges zu begleiten. „Meine Firma lief damals gut, diesen einen Tag in der Woche konnte ich mir erlauben“, sagt er. Nur: „Irgendwann wurde mir meine Arbeit auf der Palliativstation wichtiger als mein eigentlicher Job.“
Hanno Weinert-Sprissler überlegte, wie er sein Leben ändern könnte. „Da half mir meine religiöse Sozialisation“, sagt er. Er entschied sich für die Ausbildung zum Diakon, verkaufte seine Agentur und ging in Elternzeit. Anschließend hat er sich auf die Stelle beim Haaner SKFM beworben. „Dort kann ich meine diakonalen, aber auch meine organisatorischen Fähigkeiten und Interessen für die Menschen einsetzen“, sagt er.
Seit dem 15. April ist er Chef von 20 hauptamtlichen Mitarbeitern und 60 bis 70 ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern. Was diese in der Stadt anbieten, begeistert ihn: die Kleiderkammer („ein Bereich, dem ich mich widmen muss“), den Beratungsdienst, das Dienstagscafé, die Tafel, der Offene Ganztag an der Don-Bosco-Schule und die Fußpflege für Bedürftige. „Letzteres ist bundesweit ziemlich einmalig“, sagt Weinert-Sprissler.
Doch Bedürftige sieht er auch woanders. „Die Menschen werden immer älter und immer einsamer“, sagt er. Das treffe alle, egal, ob arm oder reich. Ihnen einen Kreis anzubieten, in dem sich Menschen bewegen, die ähnliche Sorgen haben, ist ein Ziel des 43-Jährigen.
„Aber der SKFM soll keine Konkurrenz sein, sondern will sich mit Anbietern ähnlicher Angebote vernetzen.“ Und er will den Verein unabhängiger von den kommunalen und kirchlichen Zuschüssen machen und das Ehrenamt ausbauen. Hanno Weinert-Sprissler: „Wir müssen Angebote dazubekommen, die sich selbst tragen, trotzdem aber offen für alle sind.“