Weltuntergang: Die Erde dreht sich noch

Dass Freitag die Welt untergeht, so wie es in einem Maya-Kalender prophezeit wird, ist für die Hildener kein Grund zur Besorgnis.

Hilden. Freitag geht die Welt unter. Das glauben zumindest diejenigen, die in der Prophezeiung eines Maya-Kalenders mit dessen Ende auch das Ende der Welt kommen sehen. Der 21. Dezember 2012 ist nach dem Langzeitkalender der untergegangenen Kultur aus Mittelamerika das Ende der menschlichen Zivilisation. Da Sie diese Zeilen jetzt gerade lesen, ist noch nichts dergleichen passiert. Aber der Tag ist ja noch lang.

Die wenigsten Hildener sorgen sich ernsthaft um ihr Fortbestehen. Das hat Donnerstag eine Umfrage in der Innenstadt ergeben. „Ich nehme die ganze Sache nicht so ernst“, sagt beispielsweise Birgit Coloccini*. Die 30-Jährige will Freitag wieder ganz normal zur Arbeit gehen. Von den Weihnachtsvorbereitungen will sie sich durch die Vorhersage nicht abhalten lassen. „Ich habe schon alles für Weihnachten geplant und die Geschenke gekauft“, sagt sie. Ihre Zuversicht, dass Freitag nichts Außergewöhnliches passieren wird, hat einen Grund: „Im Jahr 2000 sollte die Welt ja schon einmal untergehen“ — und sie dreht sich bekanntlich immer noch.

Auch Markus Herweg (46) hält wenig von den düsteren Prognosen. „Weltuntergang hin oder her, ich habe keine Zeit dafür. Ich muss mich um mein Karussell kümmern“, sagt der Hildener Schausteller, dessen Kinderkarussell sich noch bis Samstag am Winterdorf auf dem Alten Markt dreht — vorausgesetzt, die Mayas haben sich geirrt. Davon ist Herweg überzeugt: „Wenn mein Karussell abgebaut ist, kann die Welt meinetwegen untergehen. Ich schalte mein Handy aus und bin dann für niemanden mehr zu erreichen.“

„Ich fahre nach Düsseldorf, um die restlichen Weihnachtsgeschenke zu besorgen“, verrät Werner Buddenberg seine Pläne für Freitag. Darin ist kein Platz für den Weltuntergang. „Ich habe mir schon einen Kalender für 2013 besorgt und alle Januar-Termine eingetragen“, sagt der 69-Jährige.

Bernd Schmachtenberg (72) sieht die Sache mit der Maya-Prophezeiung sehr pragmatisch: „Ich erwarte den Weihnachtsbesuch von Kind und Enkel. Nachmittags geht es zum Rudern auf den Rhein. Und wenn die Welt dann abends untergeht, habe ich zumindest vorher noch einen schönen Tag gehabt.“

Ob Freitag — wie in den USA — Weltuntergangspartys in Hilden gefeiert werden, war nicht zu erfahren. Von den Befragten hatte keiner solcher Pläne. Womöglich hat sie der Fund beruhigt, den Archäologen in Guatemala gemacht haben. Auf der dort gefundenen, 1500 Jahre alten Steintafel finden sich keine Hinweise auf eine bevorstehende Apokalypse. Egal, wer richtig liegt, übermorgen spricht so oder so niemand mehr darüber.

*Name geändert