Wenn Autos Geschichten erzählen

Rund 100 Oldtimer starteten in Haan zu einer Ausfahrt durchs Bergische Land.

Haan. Der rote Lack glänzt in der Sonne. Der Bugatti B35 aus dem Jahr 1977 sticht durch seine elegante Form zwischen den vielen Oldtimern hervor. Zwei Sitze und ein bisschen Gepäck — für mehr ist kein Platz. Der Nachbau des Original-Sportwagens aus dem Jahr 1929 gehört dem Ehepaar Rosemarie und Jochen Prauß.

Die beiden 65-Jährigen aus Langenfeld waren eines von mehr als 100 Teilnehmerteams des 14. Treffens klassischer Automobile in Haan am Sonntag. Auf dem Neuen Markt reihten sich wahre Schmuckstücke der Autowelt aneinander, bei denen es viel zu bewundern gab. Manch ein Besitzer öffnete gerne die Haube oder erklärte Besonderheiten, während die „Gentlemen of Swing“ für den musikalischen Rahmen sorgten. Viele der Modelle waren mit Liebe zum Detail ausgestattet, etwa mit Würfeln, Blumenketten oder der fast schon obligatorischen Klorollenabdeckung.

Mindestens 35 Jahre alt müssen die Wagen sein, damit sie bei der 90 Kilometer langen Rallye durch das Bergische Land mitfahren dürfen. Ein Nenngeld muss nicht bezahlt werden. Vor 28 Jahren fand das Treffen zum ersten Mal statt, das seitdem alle zwei Jahre auf private Initiative in Verbindung mit Kulturamt und Wirtschaftsförderung der Stadt Haan auf die Beine gestellt wird. Aufgrund der unsicheren Wetterlage sagten in diesem Jahr jedoch rund 30 der 132 gemeldeten Teilnehmer ab, bedauerte Organisator Martin Leithäuser. Immer wieder seien aber Neulinge dabei. „Das ist eine lockere Veranstaltung. Bei der Kniffel-Aufgabe kommen die Teilnehmer ins Gespräch“, beschreibt er den Unterschied zu ähnlichen Veranstaltungen.

Diese Atmosphäre schätzt das Ehepaar Prauß, das zum zweiten Mal teilnahm. In Haan sei es nicht so abgehoben, findet Jochen Prauß. Vor 20 Jahren kauften sie sich das Replikat des Bugatti. Seitdem sind sie mit den 50 PS auf den Landstraßen Europas unterwegs. Von der deutschen Küste über die Beneluxstaaten, Kroatien oder Italien sind sie schon gefahren. Mit ihren Fliegermützen und -brillen passen sie sich stilecht ihrem Oldtimer an. Mehr als 300 Kilometer am Stück könne man allerdings nicht fahren, dafür sei er zu hart gefedert, fügt Jochen Prauß hinzu. Um mal kurz die Brötchen zu holen, nutze er ihn aber durchaus auch. Kleinere Reparaturen erledigt er selbst.

Der freischaffende Künstler Dirk Patschkowski (54) aus Wuppertal hingegen fährt lieber, statt zu schrauben. Seinen 1965er VW Bulli erwarb er vor elf Jahren von einem italienischen Olivenbauern aus erster Hand. Das Samtgrün und Perlweiß des T1 Pickups mit 44 PS ist speziell. Bis zu 10 000 Kilometer fährt er damit im Jahr, nutzt ihn auch zur Inszenierung seiner Kunst.

„Die Leidenschaft für Oldtimer war von Kind an da. Das ist wie Kinderkarussell fahren. Wenn man vorne sitzt, wippt alles so schön“, schwärmt er. Sein Bulli sei „voll ausgestattet“. Die nach vorne aufklappbaren Frontscheiben seien die Klimaanlage, ein Aufsteckkompass aus den 60er Jahren diene als Navi und der Fellüberwurf erfüllt seinen Dienst als Sitzheizung.