Wenn der Einkauf zur Weltreise wird

Zum Straßenfest des Gruitener Weltladens kamen Besucher aus der ganzen Region. Drinnen gibt es Spezialitäten — und Bücher.

Foto: Staschik

Haan. Wenn im Gruitener Fair Trade Weltladen gefeiert wird, ist das wie ein kleines Dorffest und großes Ökumene-Fest in einem. Auf der Bahnstraße standen Tische und Stühle. Die Kinder des evangelischen Kindergartens und das Erste Gruitener Trommlerensemble (EGT) brachten den Gästen ein Ständchen. Es gab leckeren selbst gebackenen Kuchen, Linsensuppe (vegetarisch) oder Bratwurst mit Currysauce. Hinter vorgehaltener Hand wurde dann auch das Rezept der fruchtigen Sauce verraten.

Die über 40 ehrenamtlichen Helfer kommen nicht aus Gruiten, sondern aus der ganzen Region. Der Weltladen ist durch Mundpropaganda genau so bekannt wie durch seine gut gepflegte Internet-Seite. Christa Borth ist die Vorsitzende des Weltladen-Vereins und eine seiner Geburtshelferinnen. Seit 24 Jahren ist sie Mitglied im Gruitener Presbyterium, seit kurzem Vorsitzende. Vor sieben Jahren wurde der Weltladen gegründet, vor vier Jahren ist er ein Stück weiter „um die Ecke“ umgezogen. „Unser Umsatz steigt ständig“, erzählt Borth: „Die finanzielle Starthilfe der evangelischen Kirchengemeinde haben wir schon fast vollständig zurückgezahlt.“ Am Anfang mussten die Ehrenamtlichen viel lernen. Jetzt sind die Einkäuferinnen Gabriele Bartels (Food) und Mariele Schauf (Non-Food) so gut wie Profis. Sie haben Kontakte zu den großen Handelsgesellschaften wie GEPA, El Punte und DWP. Aber sie fahren auch zur Fair Trade Spezialmesse nach Stuttgart, um Kontakte zu knüpfen und Ideen zu sammeln. Das Angebot im Weltladen verblüfft. Besondere Lebensmittel haben natürlich auch hier ihren höheren Preis. Aber wo erhält man schon köstliche getrocknete Physalis? Die Packung kostet 4,99 Euro, kommt aus Kasachstan. Anno Schmitz, Weltladen-Unterstützer und ehemaliges Vorstandsmitglied, sagt dazu: „Wir haben hier im neuen Gruitener Hasenhaus-Gebiet anspruchsvolle Kunden, die unser Angebot schätzen.“ Und was bevorzugen die älteren Gruitener? Marianne Dom von der benachbarten Blumenstraße verrät: „Die weiße Schokolade und die roten Linsen sind für mich ein Muss.“

Eine zusätzliche Einnahmequelle für den Fair Trade Laden ist die Möglichkeit, hier auch Bücher bestellen zu können. Auch dafür ist Anno Schmitz zuständig. „Die Lieferung erfolgt zwar nur einmal pro Woche“, sagt er, „aber immer mehr Kunden machen Gebrauch von diesem Angebot.“ Als der Gruitener Buchladen schloss, erkannte Schmitz die Marktlücke.

Im nächsten Jahr werden in der Fastenzeit wieder vier Kochabende organisiert — mit Fair-Trade-Produkten versteht sich.