Wie Chorsänger im Workshop ihre Stimmen trainieren
Der Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann hatte ältere Chorsänger nach Hilden eingeladen. Motto: „Fitness für die Stimme“.
Hilden. Wenn der Mensch älter wird, verändert sich auch die Stimme. Gezieltes Training kann allerdings helfen, dem Alterungsprozess entgegen zu wirken. Aus diesem Grund hat der evangelische Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann jetzt seine Chorsänger zu einem Stimm-Workshop in die Friedenskirche eingeladen. Die neun Frauen stehen in einem Halbkreis, die linke Hand an den Bauch gepresst, mit der Rechten halten sie einen neonfarbenen Strohhalm.
„Umschließen Sie bitte mal den Strohhalm mit dem Mund und summen sie ein M“, weist Stimmtrainerin Andrea Keden die Workshopteilnehmerinnen an. „Und fühlen Sie einmal, was mit dem Zwerchfell passiert“. Die Kirchenchorsängerinnen aus Düsseldorf und dem Kreis Mettmann haben sichtlich Spaß an den Stimmübungen. Zwischendurch gibt Andrea Keden ihnen einfache, praktische Tipps, wie Töne voller oder klarer klingen können. „Achten Sie immer mal wieder auf den lockeren Unterkiefer, stellen Sie sich beim Singen vor, wie die Töne im Kiefer entlang wandern. Und: Strahlen Sie mit den Augen, auch das wirkt sich beim Gesang positiv aus.“
Am Keyboard gibt die ausgebildete Sängerin die Töne vor, lässt sie von den Frauen zwischen 40 und 80 Jahren nachsingen. Mal laut, mal leise. Und ganz nebenbei gibt es noch ein wenig Lehre in Stimmanatomie. „Rund 440 mal pro Sekunde schwingen die Stimmbänder, bei leisen Tönen allerdings nur die Ränder.“ Rund 120 Teilnehmer haben das kostenlose Angebot des Kirchenkreises in Anspruch genommen, darunter auch der Hildener Reinhold Brüning. Seine Sprechstimme klingt warm, voll, sehr angenehm. „Ich habe erst im Männerchor, dann in der Kantorei gesungen, Natürlich müssen wir alle an der Stimme arbeiten, Ziel eines Chores ist, einen gemeinsamen homogenen Klangkörper entstehen zu lassen.“
Auch Rosemarie Held und Ursula Weber sind leidenschaftliche Kirchenchorsängerinnen seit vielen Jahren. „Ich denke mal“, sagt Rosemarie Held während einer Kaffeepause, „dass sich meine Stimme im Laufe der Jahre nicht groß verändert hat, weil ich immer im Training bin.“ Stimmtrainerin Andrea Keden kann dem nur teils zustimmen. „Die Stimmbändern sind Muskeln, die sich im Laufe der Jahre verändern, erschlaffen. So wie sich eben der ganze Körper verändert. Die Klangfülle nimmt ab, die Stimme wird brüchiger, weil die Randschwingungen der Stimmbänder abnehmen. Mit Training lässt sich viel aufhalten, aber eine alte Stimme klingt nun mal anders als eine junge.“ Kirchenchöre haben zunehmend Probleme, junge Nachwuchssänger zu finden, der Altersdurschnitt steigt. Umso wichtiger ist es, durch gezieltes und vor allem richtiges Training die Stimmleistung zu erhalten. Nicht nur, damit das Gesamtergebnis gut klingt, auch weil Singen generell gut ist, glücklich macht.