Zehn Sekunden bis Rot
Vor allem für ältere Fußgänger sind die Grünphasen der Ampeln an den Hauptverkehrsstraßen viel zu kurz.
Hilden. „Puh, das war knapp“, sagt der ältere Herr mit dem Rollator: „Fast hätte ich es nicht geschafft.“ Auf den letzten Metern habe er sich schon sputen müssen, um noch bei Grün über die Kirchhofstraße zu kommen. „Für Gehbehinderte wie mich ist das einfach zu kurz“, sagt er.
Knapp zehn Sekunden dauert die Grünphase, dann springt die Fußgängerampel, die die Passanten von der Mittel- zur Walder Straße führt, wieder auf Rot.
Noch kürzer ist die Grünphase an der Kreuzung Klotz-/Hofstraße. Gestoppte fünf Sekunden haben Fußgänger dort Zeit, um über die mehrspurige Fahrbahn zu kommen. „Das ist doch nicht zu schaffen“, schimpft eine Frau im Rollstuhl: „Unfassbar. Eigentlich sollte mir die Ampel doch helfen.“
Immer häufiger wurden in der jüngeren Vergangenheit die Beschwerden vor allem von älteren Bürgern. Sie alle einte die Sorge, nicht mehr sicheren Fußes über Hildens Straßen zu gelangen.
Harald Mittmann, Leiter des städtischen Tiefbauamtes und damit auch verantwortlich für die Ampelanlagen, kennt das Problem — und stimmt den Leuten sogar zu. „Allerdings“, schränkt er ein, „sind die Ampeln vorrangig dazu da, den Autoverkehr abzuwickeln.“ Schließlich sei es dringend geboten, einen „vernünftigen Verkehrsfluss“ zu gewährleisten. Grundsätzlich sei es schon möglich, die Grünphasen an den Fußgängerüberwegen zu verlängern. „Aber das funktioniert nur, indem ich die Grünphasen für Autos entsprechend verkürze“, sagt Mittmann.
Hinzu komme, dass die besagten Ampeln Teil einer Grüne-Welle-Schaltung sind. Mittmann: „Was zwangsläufig zur Folge hätte, dass ich nicht nur die eine Kreuzung umprogrammieren müsste, sondern zig weitere ebenfalls.“ Und das sei nun mal ein Ding der Unmöglichkeit. Zumal kein Bürger um seine Sicherheit fürchten müsse — trotz der zugegebenermaßen teils kurzen Grünphasen. „Jeder, der bei Grün losgeht, gelangt problemlos auf die andere Straßenseite — auch wenn die Ampel zwischenzeitlich auf Rot umspringt“, sagt Mittmann. Schließlich bekomme der Autofahrer nicht im selben Moment Grün, sondern es gebe eine Karenzzeit, „die in jedem Fall lang genug ist“.
Im Übrigen seien die Grünphasen nicht willkürlich gesetzt. Mittmann: „Es gibt wie so oft in Deutschland auch hier Vorschriften, wie Ampelschaltungen zu programmieren sind.“ Dabei seien die Grünzeiten nach der mittleren Gehgeschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde zu bemessen. „Vor nicht allzu langer Zeit diente noch eine höhere Gehgeschwindigkeit als Grundlage. Aber davon ist man inzwischen abgerückt, weil sich der demografische Wandel nach und nach bemerkbar macht und immer mehr ältere Fußgänger auf den Straßen unterwegs sind“, sagt Mittmann.