Amouröse Verwicklungen
„Er sucht sie sucht ihn“ heißt das Stück, das die Itterbühne zum 15. Geburtstag spielte.
Hilden. Es könnte alles so schön sein: Gelegentlich ein Ehe-Anbahnungsgespräch führen, zwischen zwei Terminen das Porträt von Hape Kerkeling auf dem Regal anhimmeln und abends die Erfolgshonorare zählen. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit dem schwulen Partnervermittler Detlev Sonnenschein: Seine Kunden sind ebenso wählerisch wie zahlungsunwillig, auf dem Sofa verschreckt eine schläfrige Domina das schüchterne Publikum, die Sekretärin kommt nie auf den Punkt, die kleine Schwester nervt mit ihrer Naivität ebenso wie die Praktikantin mit ihrer unterirdischen Blödheit. Und ausgerechnet jetzt hat sich auch noch die reiche Erbtante aus Amerika angekündigt, die Detlev sofort enterben würde, wenn sie erfährt, dass er schwul ist.
„Er sucht sie sucht ihn“ heißt der Dreiakter, den die Hildener Laienspieltruppe „Itterbühne“ jetzt im Alten Helmholtz anlässlich ihres 15-jährigen Bestehens gleich viermal aufführte — und jedes Mal vor ausverkauften Rängen.
Klischees? Schon. Bekannte Motive? Auch. Stereotype? Ja, gut. Autorin Martina Worms, auch mit Titeln wie „Der nackte Fensterputzer“ und „Macho auf Stöckelschuhen“ auf dem Markt, hat solide Komödienkost geliefert und die vom Kulturamt unterstützte Itterbühne hat eine großartige Umsetzung auf die Bretter gebracht.
Herrlich, wie Hauptdarsteller Witold Fassbender sich angesichts des Chaos in seinem Büro immer wieder an den Kopf fasst, um tuntigst zu lamentieren: „Es hämmert, es hämmert . . .“
Großartig auch Helmut Müller in der Rolle des stotternden Muttersöhnchens Didi mit Herrenhandtasche, das von seiner Mama in die Agentur geschleppt wird, damit sie endlich Enkel bekommt. Und wenn Andreas Brieden als Psychologe allen Anwesenden zum — gefühlt — 781. Mal versichert, es sei gut, mal drüber geredet zu haben, dann braucht der Zuschauer nur noch die Augen schließen und der Diether Krebs der späten 1980er-Jahre steht leibhaftig vor ihm: „Du, ich bin der Martin, ’ne!“
„Am Anfang steht immer das Schwierigste: die Suche nach einem geeigneten Stück“, sagt Regisseurin Gisela Jung, die die Truppe seit nunmehr zehn Jahren leitet: „Zwar gibt es mittlerweile Suchmaschinen im Internet, die einem nach Eingabe der Zahl der Männer und der Frauen im Ensemble alle passenden Stücke auf dem Markt anzeigen. Aber es muss ja auch zu unseren Leuten passen, und es muss dem Publikum gefallen.“
Bei Witold Fassbender sei allerdings wenig Überzeugungsarbeit nötig gewesen, so Jung: Einen Schwulen spielte er schon bei seinem ersten Auftritt mit der Itterbühne.
Gisela Jung hatte kürzlich also nicht zu viel versprochen, als sie sagte: „Es wird viel gelacht werden bei dem Stück.“ Allerdings, ergänzte sie, sei das alles hart erarbeitet. „Wir spielen sehr ernsthaft, um unser Publikum zum Lachen zu bringen.“ Das ist dem Itterbühnen-Ensemble gelungen: Die Zuschauer im Strangmeier-Saal waren durch die Bank begeistert und bedankten sich mit anhaltendem Beifall.