Gefiederte Schönheiten
Zwei Tage lang zeigten die Rassegeflügelzüchter Gruiten ihre Hühner und Hähne.
Gruiten. Die Hähne geben den Ton im Saal an. Vielfaches Krähen schallt kreuz und quer durch den Raum, große Federknäuel leuchten weiß, silbrig und goldfarben in ihren Käfigen. Die dreijährige Alina trägt strahlend ein Huhn auf beiden Armen über den Gang.
Wer am Wochenende den katholischen Gemeindesaal in Gruiten betrat, fand sich auf Augenhöhe mit Bergischen Schlotterkämmen, weißen Leghörnern und seltenen Vorwerkhühnern. Der Rassegeflügelzuchtverein Gruiten zeigte seine Tiere.
„Der Kopf, dieses freche Aussehen. Der ist selbstbewusst“, sagt Klaus Herring, schwärmt von einem seiner „Kraienköppe“. Die Tiere seien vor mehr als 100 Jahren für den Hahnenkampf gezüchtet worden: „Wir wollen diese Rassen erhalten. Es geht um Schönheit“, sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende. Früher seien Hühner an jedem Haus gehalten worden.
Der Saal ist voll. Dutzende Züchter mit Vereins-Anstecknadeln am Anzugrevers betrachten kritisch den Wuchs von Hühnern, Tauben und Fasanen. Besucherin Andrea Schulz ist mit Familie und Freunden da: „Wir haben gesagt: Ihr könnt zum Kaffee kommen, aber Ihr müsst mit zur Schau“, sagt die 44-jährige Züchterin aus Haan. Die Vielfalt der Ausstellung gefalle ihr.
Klaus Herring, stellvertretender Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins Gruiten, zur Geräuschkulisse im Gemeindesaal
„Der Gruitener Verein ist der stärkste im Kreis Mettmann“, sagt Herring. Das messe sich nach der Zahl und Qualität der Tiere. Besonders stolz seien die Mitglieder auf die Jugendabteilung. Sein Enkel Leon (10) habe für einen Hahn die Bestnote bekommen: „vorzüglich“. „Das heißt, dass der Preisrichter keinen Fehler mehr gefunden hat“, sagt Herring.
Die Schau ist aufregend, die Geräuschkulisse zeugt davon. „Die Hähne sehen hier zum ersten Mal die Hennen“, sagt Herring. Die Züchter würden die Tiere nach Geschlecht getrennt halten, denn durch die Paarung könnten sie sich verletzen. Für die Bewertung werden die Vögel schön gemacht: „Die Füße werden gewaschen und eingerieben, etwa mit Melkfett“, sagt Herring. Das Gefieder müsse makellos und sauber sein. Seit dem Schlüpfen im Frühjahr sei alles auf die Wochen der Geflügelausstellungen im Herbst ausgerichtet.
Peter Theis ist seit acht Jahren dabei: „Wir haben uns mit den Kindern entschlossen, Tiere zu halten“, sagt der 40-Jährige. Sein Blick auf Hühner habe sich gewandelt: „Man guckt auf die Farben und ob sie gesund sind.“ Und er wisse jetzt, wie viel Arbeit dahinter stecke.
Geflügelzucht ist ein Hobby, das geduldige Nachbarn voraussetzt, sagt Herring. Er hält seit 50 Jahren Hühner: „Das Hauptproblem ist das Krähen.“ Wieder hergestellt würde der Frieden, indem man gelegentlich Eier oder ein geschlachtetes Huhn verschenke. Denn die Tiere werden gegessen: „So ein Fleisch bekommt man sonst nicht“, sagt Herring. Die Hühner würden über Monate wachsen. In der gewerblichen Zucht seien Hähnchen durch Kraftfutter in sechs Wochen schlachtreif.