35 000 Besucher jubeln den Langenfelder Narren zu
der Zug zeigt sich mit Teilnehmern in lustigen Kostümen und fantasievollen Mottowagen.
Mit beiden Händen greift Gabriele Müller in die Kamelletüte, um das Wurfmaterial unters närrische Volk zu bringen. Am Straßenrand des Langenfelder Karnevalszugs stehen am Samstag nach Schätzungen der Polizei 35 000 Menschen. „Langenfeld Helau!“ tönt es aus den Kehlen. Vor allem die jüngsten Jecken freuen sich über Schokolade, Bonbons und andere Süßigkeiten. Müller ist seit 17 Jahren Teil der Fußgruppe der Lebenshilfe. Diesmal sind die geistig behinderten Menschen und ihre Betreuer in große rote Herzen gehüllt, tragen Perücken aus rotem Lametta und Luftballons. „Nicht nur an Valentin, kein Scherz, ist die Lebenshilfe immer mit Herz“, ist ihr Motto.
Der Karnevalszug punktete auf allen Ebenen:
Stimmung Besser hätte das Wetter kaum sein können. Frühlingshafte Temperaturen und reichlich Sonnenschein heben die Stimmung der etwa 35 000 - überwiegend witzig kostümierten - Besucher. „Die Stimmung ist hier immer friedlich und ausgelassen“, meint Anna Kienert, die als Pandabär verkleidet ist. Tochter Lea (5) hat als kleine Fee ebenfalls ihren Spaß. „Gerade für Familien ist der Langenfelder Zug einer der schönsten in der Region.“
Kostüme Auf Höhe der Polizeiwache fallen Regina und Johann Bialek auf, die beide als Portion Fritten verkleidet sind. „Wir haben das Kostüm in einem Laden entdeckt und fanden es sofort gut“, meint die 60-Jährige. Am Langenfelder Zug schätzt sie besonders die fröhliche Atmosphäre. Melanie Fahrion aus Stuttgart kommt seit vielen Jahren zum Zug nach Langenfeld. Ihr überlebensgroßes Fliegenpilzkostüm hat sie selbst genäht. „Der Karneval ist hier schon etwas ganz anderes als bei uns im Süden.“
Wagen Ein besonderer Hingucker ist der Wagen des Prinzenpaares. Norbert I. und Claudia rollen auf dem „Vater Rhein“, der als bärtiger Geselle daherkommt, dazu gibt es eine kesse Meerjungfrau und goldene Schätze aus Pappmaché zu bestaunen. Der Prinz hat den Wagen quasi in Eigenregie gebaut, zudem waren Maler des bekannten Düsseldorfer Wagenbauers Jacques Tilly beteiligt. Die „Doof Nüss“ greifen die Schließung des Monheimer Krankenhauses und die mögliche Schließung der Notfallpraxis thematisch auf — als rollendes Spital mit Spritzen und Fieberthermometern. Die Gruppe „Lummerland Richrath“ zeigt SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft als Panzerknackerin und der Aufschrift „Zwangsabgabe in NRW tut uns Langenfeldern weh!“. Auch die Fußgruppen sind ebenso bunt wie fantasievoll verkleidet — so wie die Don-Bosco- und Virneburgschule (Hexen) oder die „jecken Langenfelder Familien“ (Paradiesvögel).
Kamelle Wie die Lebenshilfe geizen auch andere Zugteilnehmer nicht mit Süßigkeiten, Spielzeug oder Blumen. „Wichtig ist, dass man sich Kamelle und Strüssje gut einteilt“, meint Gabriele Müller. „Wir haben zwar kiloweise eingekauft, aber es ist auch ein langer Zugweg.“ Nach etwa drei Stunden ist der Zug vorbei und die Besucher verteilen sich auf „After-Zug-Parties“ in der Stadt.