Ärger um gefährliche Radwege
Radfahrer beschweren sich über einen Schutzstreifen auf der Richrather Straße, der ständig von Parkbuchten unterbrochen wird.
Langenfeld. Yvonne Bruns hat sich auch vom Sturzregen nicht abhalten lassen, mit dem Rad zum SPD-Stand an der Richrather Straße/Ecke Steinrausch zu kommen. „Der neue Radweg ist viel zu gefährlich“, schimpft sie gleich los. Deshalb fährt sie dort nur noch auf dem Bürgersteig und riskiert ein Knöllchen. Was der Verkehrsausschuss mit CDU-Mehrheit beschlossen, und die Verwaltung umgesetzt hat, stößt offenbar nicht nur der SPD bitter auf.
Denn auf der vielbefahrenen Richrather Straße ist ein Radweg — korrekt: ein Schutzstreifen, wie Langenfelds Verkehrsexperte Franz Frank erläutert — aufgezeichnet worden, der in regelmäßigen Abständen von Parkplatz-Markierungen unterbrochen wird. Heißt im Klartext für den Radfahrer: Runter vom Radweg (Schutzstreifen) Richtung Straßenmitte. „Und wenn einem da ein Bus entgegenkommt und einen zeitgleich ein Pkw überholen will, wird es verdammt eng“, sagt Bruns. „Das ist gruselig. Ich habe Angst.“ Sie würde sich deshalb Tempo 30 für die Richrather Straße wünschen. „So wie auf der Jahnstraße.“
Franz Frank sieht sich rechtlich auf der sicheren Seite: „Die Straße ist mit insgesamt acht Metern breit genug“, rechnet er vor. Der Schutzstreifen für Radler nehme je 1,50 Meter weg. Die Parkbucht, in der Autofahrer halb auf dem Gehweg und halb auf der Straße parken, beziffert er mit einem Meter. Daneben sei dann immer noch ausreichend Platz für Radler und zwei entgegenkommende Autos. Diese Variante sei vom Arbeitskreis Rad, dem auch Vertreter des ADFC angehörten, für gut befunden worden. Der Ausschuss habe sich dem Votum mehrheitlich angeschlossen.
Ob Radlerin Bruns mit ihrem Vorschlag, die Geschwindigkeit zu reduzieren, bei der SPD auf offene Ohren stößt, ist noch nicht ausgemacht. „Wir wollen uns für eine konsequente Lösung einsetzen, wie wir sie auch im Ausschuss gefordert haben. Entweder Radweg oder Parkbuchten“, sagt Ratsherr Joachim Herzig. Er sieht Gefahren vor allem an den Engstellen mit Fußgängerüberwegen. „Da haben Radler überhaupt keine Chance.“ Auch der städtische Verkehrsexperte sieht Änderungsmöglichkeiten nur im Wegfall der Parkbuchten. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung hält er für nicht zielführend, er will aber dennoch dort messen lassen.
Roland Köllner, ein ehemaliger Polizeibeamter, beobachtet das Geschehen auf der Richrather Straße regelmäßig von seinem Balkon aus. „Hier wird auch viel gerast“, sagt er und versteht die Radfahrer, die — verkehrswidrig — auf den Bürgersteig ausweichen. Als Verkehrsberuhigung sei die jüngste Maßnahme nicht geeignet. Das gehe doch nach dem Motto: „Der schwächste Verkehrsteilnehmer ist der Dumme.“
Sabine Nielebocks, Radfahrerin
Für Hartmut Komorek ist die aktuelle Lösung, die Radlern laut Franz Frank eigentlich mehr Schutz bieten sollte, eine „Katastrophe“. Vor allem vor den Verkehrsinseln, wo Autofahrer gern noch einmal Gas geben, um durchzukommen, und dann möglicherweise abrupt abbremsen müssen. Er wirft Politik und Verwaltung vor, ohne Ortskenntnis entschieden zu haben. „Die wohnen doch alle nicht hier.“
Sabine Nielebocks schon. Sie fährt täglich morgens und abends entlang der Richrather Straße. „Das ist lebensgefährlich“, sagt sie. „Da riskiere ich lieber ein Knöllchen auf dem Fußweg.“ Ihr Mann Guido pflichtet ihr bei.
Radeln auf dem Fußweg kostet übrigens 15 Euro aufwärts. „Je nach Gefährdungsgrad“, erläutert Herzig. Ob die SPD im nächsten Ausschuss einen Antrag oder lieber eine Anfrage zu diesem Thema stellen wird, ist noch nicht klar. „Das müssen wir erst noch intern diskutieren“, stellt SPD-Ratsherr Marc Schimmelpfennig fest.