Bibliothek wird zum neuen Wohnzimmer

Morgen werden die neuen Pläne vorgestellt. Senioren und Jugendliche können abstimmen.

Foto: Matzerath

Langenfeld. Bibliotheken können so viel mehr sein als Ausleihestationen, ruhige Leseecke oder Arbeitsplatz für Lernende. Nach niederländischem Vorbild erarbeitet deshalb gerade das gesamte zehnköpfige Team um Leiterin Martina Seuser ein neues Konzept. Demnach soll die Langenfelder Stadtbibliothek ein „Wohnzimmer“ für alle Nutzergruppen werden und viel Raum für Kommunikation bieten.

Martina Seuser, Bibliotheksleiterin

In einem ersten Schritt haben die Bibliothekare und Mitarbeiter unter professioneller Anleitung die Methode „Design-Thinking“ gelernt, anschließend viele Gespräche mit Lesern und Experten geführt und dabei neue Beobachtungen gemacht. Erste Ideen werden am morgigen Freitag von 9 bis 12 Uhr Senioren (ab 60 plus) und von 13 bis 16 Uhr jugendlichen Nutzern vorgestellt. Die dürfen dann selber Bewertungen abgeben. Die Anregungen fließen später in den Umgestaltungsprozess mit ein.

Man habe zunächst den Schwerpunkt auf diese beiden Gruppen gelegt, weil Jugendliche nur schwer zu erreichen seien. Bei den Älteren glaube man, noch Potenzial zu haben, sagte Seuser. Das Team sei dafür in zwei Arbeitsgruppen aufgeteilt worden. „Wir haben seit Januar viele Montage dafür genutzt. An diesem Tag hat die Bibliothek geschlossen.“

Unterstützung erhielten die Bibliotheksmitarbeiter, die sich um die Wünsche der Senioren gekümmert haben, unter anderem von Angelika Peters (Zwar-Gruppe Immigrath) und Pfarrer Christoph Bleckmann aus Reusrath. Deutlich sei von den Älteren der Wunsch nach Kommunikation geäußert worden. „Sie benötigen eher informelle Treffpunkte und möchten sich nicht für eine Sache verpflichten“, weiß die Bibliotheksleiterin. „Wir wollen sie morgen nach Inhalten fragen. Möchten sie kreative, sportliche oder literarische Angebote bei uns nutzen?“ Man frage auch, wie die Senioren am besten zu erreichen sind, ob sie Zeitung lesen, im Internet recherchieren oder über Kino-Werbung angesprochen werden möchten. „Ist es sinnvoll, einen E-Mail-Verteiler einzurichten oder eine Whats-App-Gruppe zu gründen?“

Die Jugendlichen hätten ein „starkes Bedürfnis, eingebunden zu werden“ — das erlebten die Bibliotheksangestellten Sandra Friede und Marcel Testroet. Sie haben erfahren, dass es vielen der 13- bis 18-Jährigen an Zeit mangele, sie aufgrund langer Schultage und Hobbys sehr verplant seien. Deshalb suchten sie Orte, wo sie einfach und unkompliziert hinkommen könnten — wie vielleicht die Stadtbibliothek. „Wir möchten ihnen Bereiche mit Mediennutzung und Hörstationen bieten, wo sie sich treffen können“, sagte Friede. Dafür hat die Arbeitsgruppe beispielsweise aus Pappe kleine Sitzmöbel und einen Kicker gebaut. Diese könnten variabel aufgestellt werden. „Wo genau das hier sein kann, müssen sich die Planer und Architekten überlegen“, sagten Friede und Testroet.

Gut eingebunden, auch über die Schulen, seien die Kinder. Eine weitere Gruppe, die Seuser noch abdecken möchte, sind die Lernenden. Dafür seien Arbeitsplätze wichtig, die sich akustisch abtrennen ließen. Und man brauche mehr PC-Arbeitsplätze und eine bessere W-Lan-Verbindung.

Im Oktober wird Martina Seuser den Politikern im Kulturausschuss ihre Ergebnisse vorstellen. Gemeinsam mit den Architekten wolle man dann die baulichen Veränderungen in Angriff nehmen. Das Projekt wird finanziell mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.