Alles andere als brotlose Kunst
Aus dem Gemeindehaus Wiescheid ist ein Ort für Kunstschaffende und -liebhaber geworden. Jetzt gab es zum Blick ins Atelier frisches Brot aus dem Steinofen.
Langenfeld. Als das ehemalige evangelische Gemeindehaus Wiescheid 1974 eingeweiht wurde, hatte Pfarrer Horst-Walter Land die Idee, am Rande des 400 Quadratmeter großen Gartens einen Steinbackofen zu bauen. Alois Serres, zu dieser Zeit Hausmeister der Grundschule Wiescheid, half dabei kräftig mit. Der 72-Jährige war auch am Sonntag dabei, als die Burscheider Künstlerin Michaela Dreßen, die die hellen Räume des in das „Kunsthaus Wiescheid“ verwandelten Gebäudes im September 2010 übernommen hat, zu einer Veranstaltung unter dem Motto „Brot & Kunst“ eingeladen hatte.
Die Resonanz übertraf alle Erwartungen. Mehr als 100 Besucher fanden sich im Laufe des Tages ein. Nicht nur Wiescheider fühlten sich angesprochen und eingeladen, um einem Meister seines Fachs der uralten Handwerkskunst des Brotbackens über die Schulter zu schauen.
Bäckermeister Teddy Weiß, der eine regelrechte Leidenschaft für sein Handwerk hat, kam zur Mittagsstunde mit einem kleinen Lieferwagen voller fertig geformter Einpfünder an. Zu gleicher Zeit stellten sich die ersten Besucher ein.
Zu den Gästen gehörte auch der Erkrather Künstler Jan Masa, der Brot künstlerisch verarbeitet und einige Collagen zu diesem Thema mitgebracht hatte. Während die erste Brote im Steinofen verschwanden, nutzten die Besucher die Gelegenheit, sich die Ausstellung Bildern von Michaela Dressen anzuschauen und einen Blick in ihr Atelier zu werfen. Im Garten war längst alles hergerichtet für den Genuss noch warmen Brotes mit gesundem Aufstrich. Und über das kleine Malheur, dass die zweite Charge der Roggenbrote bei zu viel Hitze im hinteren Teil des Ofens teilweise verbrannt war, wurde lächelnd hinweggesehen.
„Es ist wunderbar, dass dieses Haus mit seinem großen Garten auch auf diese Weise genutzt wird“, sagte Christa Kusche, eine der Besucherinnen. „Wir wollen es mit Leben erfüllen“, sagte Künstlerin Dreßen, die aus dem missglückten Projekt „Wiegescheid“ ein Haus für Kunst und Kommunikation gemacht hat.
Sie mietete vor knapp einem Jahr das der Stadt gehörende Objekt und nannte es „Kunsthaus Wiescheid“. Seither bietet es Künstlertreffen, Workshops, Ausstellungen und Seminare für Malanfänger. Im Mai trafen sich Künstler aus dem Neandertal zu einem offenen Atelier, auch Langenfelder Unternehmerinnen tauschten hier Gedanken aus. Jeden ersten Sonntag im Monat steht das Haus Besuchern und Interessenten offen zur Besichtigung der Galerie und zum Gedankenaustausch. Diesmal ging es um „Kunst, die nicht brotlos ist“. Das Motto durfte wörtlich genommen werden.