Starenkästen: Klimatisierte Straßenwächter
Die Firma Jenoptik Robot aus Monheim baut Starenkästen, die weltweit Autofahrer kontrollieren.
Monheim. Freie Straße, Eile, schwerer Gasfuß — Blitzlicht. „Was war das denn?“, sorgt das orangefarbene Licht zunächst für Verunsicherung. Sie weicht jedoch flugs der Erkenntnis, zu schnell gefahren zu sein. Ergebnis ist ein Bußgeldbescheid mit einem gestochen scharfen Foto des Fahrers hinter dem Steuer und des Kennzeichens — die moderne Technik eines Starenkastens macht es möglich. Und den hat mit hoher Wahrscheinlichkeit die Monheimer Firma Jenoptik Robot — Weltmarktführer in der Entwicklung und Herstellung von fotografischen Verkehrssicherheitssystemen — entwickelt
Mit mehr als 20 000 Geräten kontrolliert das Unternehmen Straßen in mehr als 80 Ländern. Zur Produktpalette gehören neben dem klassischen Starenkasten Anlagen zur Rotlichtüberwachung sowie mobile Geschwindigkeitsmessgeräte wie Laserpistolen. Die werden ebenfalls am Monheimer Standort entwickelt, gefertigt und vor Ort in Wagen der Polizei oder in städtische Fahrzeuge eingebaut. Zu Preisen zwischen 20 000 und 50 000 Euro.
Auf dem Parkplatz des Unternehmens stehen verschiedene Modelle von Starenkästen. So weiß jeder Besucher sofort, was hinter der Fassade die Hauptrolle spielt. Und direkt vor dem Eingang zum Unternehmen ragt der der so genannte Traffic Tower in die Höhe — auch eine Art Starenkasten, aber viel schicker. Für ihn wurde das Unternehmen mit dem international anerkannten Red Dot Design Award ausgezeichnet.
Doch Anlagen wie der Traffic Tower sehen nicht nur gut aus. Im Innern steckt High-Tech pur. „Wir stellen hier hochtechnologische Produkte her, an der unterschiedlichste Ingenieurgruppen arbeiten, zum Beispiel Maschinebau-, Elektro- oder Nachrichteningenieure“, sagt Arne Bergmann, Leiter des Bereichs Organisation und Personal.
Dabei ist jeder Starenkasten anders — abhängig von seinem Standort. Der kann sich in China, Schweden, Australien, den USA oder in Saudi Arabien befinden, wo ein Kunde noch in diesem Jahr mehrere hundert Anlagen im Wert von mehr als 20 Millionen Euro bestellt hat. „Die Starenkästen, die in solch heiße Länder geliefert werden, haben eine eingebaute Klimaanlage, damit die Elektronik anständig arbeitet. Gehen die Kästen nach Skandinavien, bauen wir eine Heizung ein“, erklärt Bergmann.
Manche Geräte besitzen auch einen so genannten Sabotagegürtel, eine Art Metallschlinge, die um den Kasten herum liegt, damit er nicht aufgebrochen werden kann. „Andere Geräte sind schusssicher. Die werden von Kunden aus Ländern wie den USA bestellt, in denen manche einfach auf die Kästen schießen“, sagt Bergmann.
Dass der Weltkonzern seinen Standort in Monheim hat und nicht in einer Großstadt, ist für Bergmann nicht abwegig. „Wir liegen hier in der Nähe zu Düsseldorf und Köln und sind optimal ans Verkehrsnetz angeschlossen. Darüber hinaus bietet die Region Kultur und Freizeitspaß.“ Dies sei für die Mitarbeiter wichtig.
Ausruhen auf den Erfolg will sich aber niemand bei Jenoptik Robot. „Nur, weil wir den Markt anführen, heißt das nicht, dass wir jetzt nichts mehr leisten müssen und wollen“, sagt Bergmann. „Es geht darum, die Position zu behaupten.“ Sogar eine Vergrößerung des Unternehmens ist nicht ausgeschlossen. „Wir haben bereits das Nachbargrundstück gekauft.“